Kurzfassung:
2.6.2014 Montag
Eigentlich wollten
wir direkt nach Guatemala weiterreisen. Als wir jedoch sahen, dass der Flug
über Mexiko-Stadt führte, entschieden wir uns, dort einige Tage zu verweilen.
Die Befürchtung, eine riesengrosse, langweilige und gefährliche Stadt anzutreffen,
stellte sich als völlig falsch heraus. Mexiko-Stadt ist im Gegenteil wirklich
sehr schön. Im Zentrum hat es viele schöne Gässchen und viele Strassenkaffees
laden zum Verweilen. Gefährlich ist es nicht.
Da unsere Zeit
beschränkt war, erkundeten wir die Stadt mittels Touristenguide. Zunächst sahen
wir die sehr eindrücklichen Mayapyramiden im Norden und die berühmte Kathedrale
von Guadalupe. Am nächsten Tag bildete das Mexikanische Venedig den Höhepunkt.
Ein Stadtteil mit vielen Kanälen, auf welchen wir eine Gondelfahrt machten.
Weiter sahen wir aber auch die Stierkampfarena und das grösste reine
Fussballstadion der Welt.
In Guatemala
besuchten wir das Hilfswerk Prodesenh, in welchem Andy vor zwei Jahren bereits
war. Es war einfach nur extrem schön, wieder bei all den Kindern zu sein. So
viel Herzlichkeit kann man sonst fast an keinem Ort erfahren. Wir packten
natürlich auch mit an und halfen unter anderem mit, ein Häuschen zu mauern.
Ebenfalls besuchten wir mehrmals die wunderschöne Kolonialstadt Antigua
Guatemala und machten einen Ausflug zum Atitlan See. Dieser ist wunderschön
gelegen und von Vulkanen umgeben. Den letzten Tag verbrachten wir in
Guatemala-Stadt, wobei man sich hierher als Tourist nicht verirren muss.
2.6.2014 Montag
In aller Herrgottsfrühe mussten
wir uns aus dem Bett zwingen, da wir um 4.15 von einem Shuttlebus abgeholt und
zum Flughafen transportiert wurden. Obwohl man dies um diese unchristliche Zeit
nicht erwarten würde, befanden sich schon viele Leute am Flughafen und standen
Schlange vor der Gepäckabgabe.
In Santa Ana, Orange County,
landeten wir am John Wayne Flughafen, wo wir danach den Flieger wechseln
mussten. Es war zwar immer noch relativ früh am Morgen, ein Burgerchen von
Carl’s Junior konnte aber trotzdem nicht schaden. Schliesslich waren wir ja
schon mehr als 4 Stunden wach. An andern Tagen ist nach vier Stunden wach sein
mindestens schon Mittag.
Am Nachmittag kamen wir in Mexiko City an und stiegen in einen Bus,
welcher zum Zentrum ging. Dort wechselten wir in eine Metro, welche uns
eigentlich laut Susannes Karten-App ganz in die Nähe des Amazonas Hotels hätte
bringen sollen. Leider versagt das App für einmal und es verstrich viel Zeit,
bis wir unsere Unterkunft endlich fanden. Das Hotelzimmer war sehr grossräumig,
wirklich schön und auch preislich angemessen. Inzwischen war es bereits Abend
und da wir uns eigentlich nicht mehr gross betätigen wollten, entschieden wir
uns, fürs Nachtessen gleich im hoteleigenen Restaurant zu bleiben. Die
Vorspeise, Chorrizo mit Käse überbacken, war schon mal ein guter Anfang… Nach
diesem langen Tag wollten wir einfach nur noch schlafen gehen.
3.6.2014 Dienstag
Eigentlich wollten wir zuerst
einmal ein Reisebüro aufsuchen, um uns zu informieren, was es in Mexiko Stadt alles
zu sehen gibt. Wir fuhren daher mit der Metro zum Zentrum, da Andy der Meinung
war, dass es dort wohl ein Touristenbüro gebe. Dort angekommen, trafen wir auf
eine riesige Polizistenmeute. Diese standen bereit, um die erwarteten Demonstrationen
gegen die Regierung unter Kontrolle zu halten. Oft hört man bei uns zu Hause
Leute sagen, dass die Stadt doch eine der gefährlichsten der Welt sei. Unser
erster Eindruck hat vielleicht auch ein bisschen dazu geführt, dies zu glauben.
Zumindest bei Susanne. Nach der kurzen Zeit, die wir in Mexiko verbrachten,
können wir aber solche Vorurteile überhaupt nicht bestätigen. Nie kamen wir in
nur in geringster Weise gefährliche Situationen und auch am Abend war es kein
Problem, so als Ausländer noch unterwegs zu sein.
Im Zentrum machten wir uns nun
also auf die Suche nach einem Informationscenter, da wir auf Anhieb aber nichts
fanden, fragten wir bei einer der Polizistinnen danach. Wirklich weiterhelfen
konnte die uns auch nicht. Als wir dann einfach eine Shoppingstrasse Richtung
„Zocalo“ (gebräuchlicher Name für Quartier um Regierungspalast und zentralem
Park) hinuntergingen, wurden wir irgendwann von einem Mann angesprochen,
welcher Touren anbot. Diese beinhalteten gleich den Besuch von mehreren
Attraktionen und da es bereits früher Nachmittag war, waren wir uns unsicher,
ob wir diese Tour wirklich noch in den restlichen Nachmittag „hineinquetschen“
sollen. Nach einigem Hin und Her entschieden wir dann aber, das Angebot
anzunehmen und wenige Minuten später befanden wir uns bereits auf dem Weg zum
ersten Programmpunkt. Wir hatten einen Fahrer nur für uns beide, welcher
zugleich unser Guide war. Über sämtliche Sehenswürdigkeiten wusste er bestens
Bescheid und konnte uns vieles erzählen. Gaston, so hiess der Mann, sprach sowohl
Spanisch als auch Englisch. Da wir beide aber unsere noch vorhandenen
Spanischkenntnisse prüfen wollten, liessen wir uns auf Spanisch auf die Reise
nehmen.
Zuerst wurden wir zum Plaza de las
Tres Culturas (auch Plaza de Tlatelolco) gebracht. Der Name kommt daher, dass
sich um diesen Platz Bauwerke aus unterschiedlichen Epochen finden lassen. Die
Kulturen von Tenochtitlan (Zeit vor Eroberung des Landes durch Spanien), von
Spanien und vom modernen Mexiko finden sich hier vereint. Der Platz ist auch
deshalb so berühmt, da hier sehr viele Azteken von den Spaniern ermordet
wurden.
Einen nächsten Stopp legten wir
bei Senor Rafael ein, welcher der Hersteller des Ocean Heart (Halskette) ist,
welches im Film Titanic Rose von ihrem Verlobten bekommt. Wir bewunderten dort
seine Werke und er nahm sich kurz Zeit, uns zu zeigen, wie er Silber
bearbeitet, das heisst, verschiedenen Formen hereinstanzt. Wir konnten fast
nicht anders, als noch eine Kleinigkeit zu kaufen. Zwischendurch versorgte uns
unser Fahrer übrigens einmal noch mit einem Margherita, damit wir ihm ja nicht
verdursten. Nach einem längeren Zwischenhalt als geplant, ging es danach weiter
zu einer Art „Tequilla-Farm“, wenn man es so nennen möchte. Dort wurden wir aufgeklärt,
wofür man Agaven (Kaktusart) brauchen kann. Diese Dinger sind nützlicher, als
man meinen möchte… Von den „Blättern“ kann etwas wie eine Haut abgezogen
werden, welche beschreibbar ist und früher effektiv als Papier diente. Die
Fasern der Pflanze werden als Faden genutzt, womit sich Dinge wie Tischtücher
etc. herstellen lassen. Die Spitzen Ende der Pflanzen werden dann gleich gerne
als Nadeln verwendet. Das absolut Wichtigste für die Mexikaner: Tequila wird
ebenfalls aus der Pflanze hergestellt. So kam es nun, dass wir uns plötzlich
vor einem Tisch, belagert von etlichen verschiedenen Flaschen Tequila,
befanden. Uns wurde alles zum Probieren gegeben und so füllten sie uns die
Lampe mit dem Gesöff =). Ein bisschen fuhr dann dieser alkoholisierte
Kaktussaft mit der Zeit nämlich schon ein. Andy hatte ausserdem das Vergnügen
in seinem kleinen Becherchen einer kleinen Raupe zu begegnen, die aber nicht
etwa zufällig dort drin war, sondern dafür, um dem Getränk seinen ganz eigenen
Geschmack zu verleihen. Der Mann, der uns hier herumgeführt hatte und uns nun
Kostproben anbot, bestand darauf, dass Andy das Tier ass. Es würde dafür sieben
Jahre Glück bringen. Andy war tapfer, obwohl er wahrscheinlich am liebsten
davongerannt wäre. Was man nicht alles macht, nach 5,6,7,8?? Gläsern Tequila.
Auf das grosse Trinken folgte dann ein Rundgang durch einen Souvenirladen, wo
wir fast dazu gedrängt wurden, etwas zu kaufen. In unserem Mini-Rausch schien
eine Flasche süsser Tequila am nützlichsten, weshalb wir uns dann für diese entschieden.
Ein weiterer Höhepunkt des
Nachmittags war der nächste Programmpunkt. Unser Guide führte uns nun zu den
Pyramiden von Teotihuacan, was in der aztekischen Sprache so viel wie „Wo man
zu einem Gott wird“ heisst. Seit 1987 zählt diese archäologische Stätte zum
Weltkulturerbe der UNESCO. Von einem grösseren Platz aus verlief eine Strasse,
welche „Strasse der Toten“ genannt wird. Dieser Platz und die Strasse waren
umsäumt von vielen kleinen Stufenpyramiden. Zwei solche gab es, welche wegen
ihrer Grösse besonders imposant waren: die Sonnen- und die Mondpyramide.
Während wir nur einen kleinen Teil der Mondpyramide besteigen konnten, war es
den Touristen erlaubt, auf der Sonnenpyramide ganz nach oben zu gehen. Von dort
aus hatte man eine wunderbare Sicht auf diese unglaubliche Umgebung.
Die letzte Sehenswürdigkeit für
diesen Tag war für uns die Kirche der „Virjen de Guadalupe“. Diese Jungfrau ist
die Nationalheilige und Schutzpatronin von Mexiko. Jährlich kommen mehrere
Millionen Besucher hierher, um die Stätte zu besuchen, wo vor vielen Jahren
einem Eingeboren die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Als Beweis konnte er
einem örtlichen Pfarrer seinen Poncho zeigen, auf welchem ihr Abbild zu sehen
war. Gemäss Wissenschaft ist die Farbe anscheinend tatsächlich nicht irdischen Ursprungs. Dieser Poncho ist in der
gigantischen Kirche aufgehängt. Nach dem Vatikan ist diese Basilika somit das
meistbesuchte Heiligtum des katholischen Glaubens. Von Gaston erfuhren wir,
dass hier der ganze Tag durch eine Messe an der anderen gehalten werde. Das
Innere der riesigen Kirche, welches wir uns natürlich anschauten, war wirklich sehr
schön.
Nachdem wir alle Sehenswürdigkeiten
abgehakt hatten, wurden wir auf Wunsch von uns vor einem „guten“ Restaurant
abgeladen, welches von Gaston wärmstens empfohlen wurde. Weiter buchten wir ihn
nach langem Überlegen gleich für den nächsten Tag wieder, um den Süden der
Stadt zu erkunden. Das Essen konnte der grossen Empfehlung leider nicht ganz
stand halten. Trotzdem ging es mit gut gefüllten Mägen zurück ins Hotel und schnell
ab ins Bett.
4.6.2014 Mittwoch
Nach dem Frühstück in unserem
Hotel wurden wir mit mexikanischer Pünktlichkeit, also viel zu spät, von Gaston
abgeholt. Mit dabei war eine lustige Gruppe Venezolaner. Eine Frau und drei
Männer, welche irgendwie Verwandte und/oder Bekannte sind. Aus dem Jüngsten
sprudelte es während des ganzen Tages nur so heraus und obwohl wir im
erklärten, dass er doch besser langsam mit uns sprechen sollte, klappte dies
hinten und vorne nicht. So erzählte er dann alles einfach zweimal oder die Frau
verhalf uns zu besserem Verständnis durch langsames Wiederholen des Gesagten.
Leider hatten die Venezolaner noch
nicht gefrühstückt, weshalb sie zuerst in ein Restaurant fuhren. Gaston
bestätigte mehrfach, dass es ein schnelles Frühstück sein werde und sie in 15
Minuten wieder zurück seien. Wir liefen dann in dieser Zeit ein wenig durch das
Viertel Zona Rosa, in welchem es sehr geschäftig zugeht. Mit Schweizer
Pünktlichkeit waren wir zurück beim Auto. Gut, wohl ein wenig länger als 15
Minuten werden sie schon haben, dachten wir uns. Wir warteten und warten. Und
warteten weiter und weiter. Nach einer Stunde beschlossen wir, dass wir noch 5
Minuten warten und dann einfach alleine weitergehen werden. Und da kamen sie
dann tatsächlich doch noch. Sie sahen uns wohl an, dass wir nicht gerade happy
waren und entschuldigten sich dann. Dies sei normal so in Venezuela. Wenn man
zu einer Zeit abmache, dann stehe man normalerweise erst zur abgemachten Zeit
aus dem Bett auf oder so ähnlich. Da sind wir schon froh um die Schweizer
Sitten.
Nun konnte es also losgehen.
Erster Stopp war bei einem riesigen Kreisel mit einem Friedensengel-Monument in
der Mitte. Gaston wies uns auf etwas Einzigartiges hin: Normalerweise sind
diese Engel weder Männchen noch Weibchen, doch dieser hatte eine stattliche
Oberweite, was ihn sehr freute. Nächster Stopp war bei der riesigen Stierkampfarena.
Über 50000 Personen verfolgen hier jeden Sonntag das Spektakel. Einige trinken
anscheinend nach dem Kampf das Blut des Stieres, von welchem sie sich erhoffen,
auch so stark zu werden. Wir sahen immerhin einen Matador beim Training mit
einem Stierkopf auf Rädern.
Die Fahrt führte uns weiter zum
Künstlerviertel, in welchem wir Casa Azul besuchten. Dies ist das Haus von
Frida Kahlo, der berühmtesten Künstlerin ganz Lateinamerikas. Heute beherbergt
es ein Museum mit ihren Werken, aber auch über ihre beeindruckende
Lebensgeschichte erfährt man mehr. Sie litt zunächst an Kinderlähmung. Mit 19
Jahren hatte sie einen Busunfall, in welchem sie von einer Stange durchstochen
wurde. Dies machte sie unfruchtbar und fesselte sie lange Zeit ans Bett. In
dieser Zeit begann sie, zu malen. Später musste sie sogar ein Bein amputieren.
Ihre ganze Leidensgeschichte war wirklich ergreifend. Von der Kunst verstehen
wir leider zu wenig, aber ihr Haus ist wirklich schön und vor allem der Garten
gefiel uns.
Einen kurzen Stopp legten wir
danach im Estadio de Azteca, dem grössten Fussballstadion der Welt, ein. Dies
zumindest vermittelte uns Gaston. Laut ihm war alles, was uns gezeigt wurde, immer
am grössten, ältesten oder konnte sich sonst mit irgendeinem Superlativ
auszeichnen. Wir betrachteten das
Stadion nur von aussen, da sonst die Zeit zu knapp gewesen wäre. Effektiv ist
es gigantisch und bietet Platz für 105000 Personen.
Weiter fuhren wir Richtung Süden,
bis wir schliesslich bei unserem Hauptziel Xochimilco angelangt waren. Dieser
Stadtteil ist auch unter dem Namen „Mexikanisches Venedig“ bekannt, denn er ist
komplett durchzogen mit Kanälen. Die ganze Stadt wurde gemäss Gaston in einen
See bzw. Sumpf gebaut und sah früher so aus, wie dieser Stadtteil Xochimilco
heute noch. Wir können uns das irgendwie nicht ganz vorstellen, aber etwas
Wahres wird schon daran sein. Zunächst konnten wir dort Männer beobachten,
welche eine alte religiöse Zeremonie vorführten. Schwierig zum Beschreiben,
aber sie wickelten sich mit Seilen an einem hohen Pfahl auf und „flogen“ an
diesen, angemacht an den Füssen, nachher im Kreis wieder zu Boden. Der Flug
dauerte rund zwei Minuten und einer spielte in dieser Zeit mit einer Flöte,
während die anderen sangen.
Danach charterten wir eine Gondel
und wurden durch die Kanäle „gerudert“. Die Gondeln sind viel grösser als jene
von Venedig und in der Mitte hatte es einen Tisch, um welchen wir uns setzten.
Während dem immer wieder Verkaufsgondeln ihre Produkte anpriesen, genossen die
Männer einige gekühlte Biere und die Stimmung war toll. Zwischenzeitlich
„mieteten“ wir eine Musikgruppe, welche auf unserer Gondel einige mexikanische
Volkslieder zum Besten gab. Echt lustig diese ganze Fahrt und wirklich
lohnenswert. Anschliessend kauften wir im angrenzenden Markt noch einige
Süssigkeiten, von welchen uns vor allem ein oranges Kokosnussgebäck
ausgezeichnet schmeckte.
Auf der Rückfahrt machten wir noch
einen kurzen Halt bei der Bibliothek der Universität. Dies sei das schönste
Gebäude in ganz Mexiko, denn die Wand besteht aus einem riesigen Mosaik. Dann
wurden wir bei unserem Hotel abgeladen und verabschiedeten uns von Gaston und
den Venezolanern. Es war echt super mit ihnen und hat uns grossen Spass
gemacht.
Im Hotel erholten wir uns kurz und
fuhren nachher erneut zur Zona Rosa, um dort zu essen. Leider wurden wir von
einem gewaltigen Regen empfangen, als wir aus der Metro-Station kamen. So kamen
wir dann halt doch nicht aus der Metrostation, sondern warteten in ihr. Wie
viele andere übrigens auch. Nachdem der Regen nachliess, machten wir uns auf
den Weg und fanden schnell ein Restaurant namens VIP. Hier gehörten wir
natürlich hin, obwohl es einfach ein ganz normales Restaurant war. Das Essen
war exzellent, wobei vor allem der Schokoladenkuchen Susannes Gaumen hoch
erfreute. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Casino vorbei, welches wir
Spielprofis natürlich nicht auslassen konnten. Im Gegensatz zu Las Vegas konnte
man hier mit viel weniger Einsatz Roulette spielen, was uns schnell dazu
verleitete, einfach viel zu setzen. So war unser Geld Schwups-die-Wups weg.
Aber keine Angst, es waren ja nur 10 Franken. Mit der Metro fuhren wir dann
nach Hause und gingen aufs Zimmer. Dort bekamen wir Anrufe aus einem anderen
Zimmer und wurden fast ein wenig „belästigt“, was aber eigentlich noch lustig
war. Wir steckten dann einfach das Telefon aus. Damit ging ein weiterer
interessanter und sehr schöner Tag zu Ende.
5.6.2014 Donnerstag
Nach dem Frühstück packten wir
unsere Rucksäcke und fuhren mit der Metro zum Flughafen. Dort kamen wir leider nicht
direkt beim Check-In-Schalter an und mussten einen langen Fussmarsch
zurücklegen. Vor allem Susanne litt unter dem Gewicht ihres Rucksacks, aber mit
Ach und Krach erreichte auch sie ihr Ziel. Bald darauf waren wir im Flieger und
landeten sicher in Guatemala-Stadt. Am Flughafen wurde uns ein Shuttle-Service
nach Antigua-Guatemala angeboten, welchen wir nach Abklären von Alternativen,
aufgrund fehlender guter Alternativen, dann auch annahmen. Eine Stunde später
kamen wir im wunderschönen Kolonialstädtchen Antigua an. Hier zeigte Andy
Susanne zunächst einmal das Café Condesa. Er war bereits einmal hier und seine
Kolleginnen aus Spanien schwärmten extrem von diesem Café. Tatsächlich gefiel
es auch Susanne sehr, obwohl das Andy nicht so recht nachvollziehen kann.
Frauen ticken halt anders als Männer.
Nachdem wir sehr feine
Chäs-Chüächli mit Speck und Apfelkuchen mit Glacé genossen hatten, fuhren wir
mit dem Bus nach San Mateo Milpas Altas. Hier befindet sich das Hilfswerk
Prodesenh (Projecto de Desarrollo, Superacion y Esperanza del Nino Huerfano:
Projekt für Entwicklung, Verbesserung und Hoffnung für Waisenkinder). Andy war
bereits vor zwei Jahren hier und hat während zwei Wochen mitgeholfen.
Weisstannen ist im Vergleich zu diesem Dorf fast schon modern. Es gibt
eigentlich nichts, ausser einer Schule und vielen kleinen Kiosken. Natürlich gibt
es auch eine Kirche, aber Restaurant hat es zum Beispiel kein einziges. Das
könnte sich die grösstenteils mausarme Bevölkerung sowieso nicht leisten.
Von Juan-Jose und Judith, den
„Eltern“ des Projektes, wurden wir herzlich empfangen und wir hatten uns
natürlich viel zu erzählen. Danach bezogen wir unser Zimmer, welches wohl eines
der luxuriösesten im ganzen Dorf ist, und schliefen bald ein.
6.6.2014 Freitag
Juanjo ist jeweils an vielen
wohltätigen Arbeiten beteiligt. An diesem Morgen kam eine Gruppe von 40
jugendlichen Schülern ins Dorf, um Bäume zu pflanzen. Über die Organisation
Maximo Nivel leisten diese Schüler während 2 Wochen verschiedene soziale
Einsätze rund um Antigua. Wir schliefen zunächst ein wenig aus und machten uns
dann auch auf den Weg in den Wald. Leider fanden wir den Weg nicht und
krakselten deshalb über steile Felder. Schliesslich erreichten wir dann die
Gruppe doch noch, aber sie waren schon fertig. Sie hatten rund 1000
Eukalyptusbäume gepflanzt. Zusammen mit ihnen machten wir uns danach auf den
Rückweg. Sie fuhren mit dem Bus zurück nach Antigua und wir gingen ins Haus von
Juanjo, wo ein köstliches Mittagessen auf uns wartete.
Die Eltern von Judith wohnen ebenfalls
in diesem Haus, welches gleichzeitig das Haus von Prodesenh ist. Weiter gehören
die härzigen Zwillinge Cariana und Joana zur Familie. Nachdem wir gespeist hatten,
warteten wir gespannt auf die Waisenkinder. Diese kommen jeweils um zwei Uhr
und machen hauptsächlich die Hausaufgaben in Prodesenh. Am Vormittag gehen sie
normal zur Schule. Wenn sie die Hausaufgaben gemacht haben, können sie spielen
oder sie werden weiter geschult. Vor allem Englisch zu lernen ist wichtig.
Betreut werden sie dabei von Freiwilligen, sogenannten Voluntarios, welche von
aller Welt hierherkommen und während einigen Wochen mithelfen. Mal sind es
mehr, mal sind es weniger. In dieser Woche hat Juanjo vier junge Personen,
welche ihm auch über Maximo Nivel vermittelt wurden. Jeder von ihnen betreute eine Altersklasse.
Das Wiedersehen war wunderschön und die Kinder erinnerten sich sehr gut an
Andy. Viele umarmten ihn sofort, und etwas zögerlich danach auch Susanne. Echt
einfach toll, was diese Kinder einem geben.
Am Schluss des Nachmittages spielte
Juanjo mit allen Lotteria, in welcher die Mädchen und Knaben kleine Preise
gewinnen konnten. Die Kinder bleiben bis ca. 17 Uhr in Prodesenh, wobei die
Voluntarios jeweils mit dem Bus um 16.20 Uhr zurück nach Antigua fahren. Wir nahmen
an diesem Tag ebenfalls den Bus um diese Zeit, da Susanne ihr Natelkabel der
Putzfrau in Mexiko überlassen hatte und nun dringend ein neues auftreiben
musste. Im Markt konnten wir glücklicherweise schnell ein passendes Kabel finden
und schlenderten nachher durch Antigua. Im Steakhouse Estancia (steht für
grosse Ranch mit Rinderzucht in Südamerika) genossen wir feine Steaks und
kauften anschliessend in einer Bäckerei allerlei Gebäck ein. Mit diesem im
Gepäck fuhren wir zurück nach San Mateo.
Juanjo und seine Familie waren
gerade fertig mit ihrem Nachtessen und freuten sich sehr über das Dessert. Bald
darauf gingen die Kleinen ins Bett, während wir einen schönen Abend
genossen.
7.6.2014 Samstag
Endlich hatten wir einmal einen
komplett freien Tag. Wir schliefen gediegen aus und machten uns nachher auf den
Weg nach Antigua. In einem sehr schönen Restaurant assen wir das Mittagessen.
Susanne konnte sich endlich wieder einmal an einem Cordon Bleu erfreuen.
Anschliessend liefen wir zum Touristenbüro, in welchem wir sehr gut informiert
wurden. Wir beschlossen, am anderen Tag zum Lago Atitlan zu fahren. Die Tour
wollten wir dann im Verlaufe des Tages buchen. Aber es blieb uns ja noch alle
Zeit der Welt, weshalb wir zunächst einem Spaziergang durch das Städtchen
folgten, welcher auf einer Touristenkarte eingezeichnet war. Nach einer Weile
flüchteten wir vor dem einsetzenden Regen in ein Café und erfreuten uns an
köstlicher Creme Brulée bzw. an Brownies. Als wir wieder auf die Uhr schauten,
war es schon Abend. Nun mussten wir uns beeilen, um nicht geschlossene
Reisebüros vorzufinden.
Nach einigem Hin und Her zwischen
verschiedenen Reisebüros buchten wir, unmittelbar bevor alle geschlossen
hatten, schlussendlich inklusive Taxifahrt von San Mateo nach Antigua. Dies war
sehr aussergewöhnlich für das Reisebüro, denn eigentlich beginnen die Touren
immer in Antigua. Es wurde uns kaum geglaubt, dass wir in San Mateo wohnen.
Leider war der Bus um 8 Uhr bereits ausgebucht, weshalb wir bereits um 5.15 Uhr
am anderen Tag abgeholt werden sollten. Phhh… das wird hart. Trotz des frühen
Aufstehen anderntags, liessen wir uns den geplanten Ausgang nicht ganz nehmen.
Wir besuchten eine Bar auf einem Balkon in einem wunderschönen Innenhof. Der
Sangria und White Russian waren super und auch die Chicken Wings an einer Honey
Mustard Sauce schmeckten ausgezeichnet. Danach nahmen wir ein Taxi, welches uns
zurück auf die „Alp“ brachte.
Auf der Alp traute Andy seinen
Augen kaum. Auf dem Dorfplatz war tatsächlich so was ähnliches wie ein Fest im
Gange. Dies hatte er in San Mateo noch nie gesehen. Pfingsten wurde gefeiert
und in der Kirche war ein Mann am Predigen. Draussen hatte es Essensstände und
es waren viele Leute dort. Wir beobachten die ganze Szene noch kurz und legten
uns dann schlafen. Plötzlich klopfte es aber wie wild an die Türe. Wir dachten,
dass dies der Familie gilt, welche unten im Haus wohnt. Dieses starke Klopfen
wiederholte sich aber noch ein paar Mal. Andy wollte nun wissen, was es damit
auf sich hatte. Vom Balkon aus sah er, dass dies aber kein Klopfen war. Riesige
Knaller zündeten die Leute, welche wohl gleichzeitig unsere Türe vibrieren
liessen. Wir dachten schon, dass da ein Spinner einbrechen will. Gottseidank
nicht… Wir waren froh, dass wir nun endlich einschlafen konnten.
8.6.2014 Sonntag
Pünktlich zur oben erwähnten
(unchristlichen) Zeit wurden wir abgeholt. Knapp haben wir es aus unserem Bett
geschafft. Danach fuhren wir nach Antigua, wo unser Fahrer zuerst lange den
Minibus suchen musste. Schliesslich fand er ihn aber und wir stiegen um für die
Fahrt nach Panajachel am Lago Atitlan. Auf dem Weg holte vor allem Andy Schlaf
nach und war komplett weg. Von den Stopps hat er überhaupt nichts mitbekommen.
Susanne war aber wach und hat an einem schönen Aussichtspunkt über den See auch
einige Fotos geschossen.
Um 8 Uhr kamen wir schliesslich an
und uns wurde sogleich eine Bootstour angeboten. Diese hätten wir eigentlich
auch schon in Antigua buchen können, wobei es dort einfach drei Mal teurer
gewesen wäre. Kluger Schachzug, dass wir erst vor Ort gebucht haben. Mit einem
Motorboot ging es danach zum ersten schönen Pueblo (Ortschaft) am Ufer des
Sees, welches man zu Fuss hätte erkunden können. Da es aber nichts sehr
Spezielles zu haben schien, zogen wir es vor, einfach das Frühstück
einzunehmen. Kaum fertig gegessen, mussten wir schon wieder am Pier sein, denn
die Fahrt ging weiter.
Das zweite Pueblo sollte
anscheinend wesentlich interessanter zum Erkunden werden. Bereits der
Bootsfahrer hat uns ein TucTuc andrehen wollen, wobei wir dieses dann erst
direkt auf der Insel zur Hälfte seines Preises buchten. Zuerst wurden wir zu
einer kleinen Textilproduktion gebracht. Hier wurde uns gezeigt, wie sie den
Stoff gewinnen und vor allem, wie sie aus verschiedenen Sachen der Natur diesen
einfärben. Das war echt interessant. Gleich gegenüber befand sich ein
„Medizingarten“. Eine Frau führte uns durch all die Kräuter und erklärte uns,
was sie wie verwenden zur Behandlung verschiedenster Krankheiten. Die Pflanzen
rochen zum Teil sehr intensiv und auch hier konnten wir allerlei Spannendes
erfahren.
Nun fuhren wir ans andere Ende des
Dörfchens zu einer Kaffeeplantage. Diese war jedoch geschlossen. Super, wie
sich unser TucTuc-Fahrer informiert hatte. Die Zeit hätte aber sowieso nicht
gereicht. Der letzte Stopp galt nämlich noch einem Kunst-Atelier. Speziell
waren vor allem sogenannte „Vogel-Bilder“. Hier hat der Künstler verschiedene
Szenen aus dem Alltag der Leute (z.B. Kaffeeernte) von oben gezeichnet. Halt so,
wie es ein Vogel sehen würde. Mittlerweile war die Stunde für die Besichtigung
der Ortschaft bereits vorbei. Keine Ahnung, wie sie es sonst machen, dass man
dann auch noch Kaffeeplantagen anschauen kann. Vielleicht haben die ja immer
geschlossen und sie sagen es einfach, um mehr Leute in ihre TucTucs zu locken.
Beim nächsten Ort gab es wiederum nicht so viel zu sehen. Wir liefen einfach
ein wenig umher und setzten uns dann auf eine Ufermauer. Mittlerweile war es
einigermassen warm, weshalb Andy der Versuchung zu baden nicht wiederstehen
konnte. Beim Fühlen des walenseekalten Wassers wollte er dann aber lieber
wieder einen Rückzieher machen. Schlussendlich zog er es doch durch, denn viele
Frauen standen schon sehr lange im Wasser. Ja richtig gelesen. Viele Frauen
standen im Wasser und machten im See ihre Wäsche. Sie schrubbten an speziellen
Steinen ihre Kleider mit fester Seife. Danach tauchten sie die Kleider ins
Wasser, um den Schaum wieder loszuwerden. Das war das Highlight dieser Insel,
denn es war wirklich interessant. Daneben plantschten noch einige Knaben in
ihren Unterhosen und hatten eine grosse Gaudi. Auch an uns. Denn sie kamen
vorbei und fragten uns nach den Namen etc. Das war auch lustig. Wir schenkten
ihnen danach eine halbe Flasche Cola, woran sie grosse Freude hatten und sich
herzlich bedankten.
Bereits folgte das letzte Pueblo.
Dieses wurde uns bereits im Tourismusbüro empfohlen, denn hier gibt es einen
ganz speziellen „Heiligen“. Zu diesem liessen wir uns dann mit dem TucTuc auch
direkt bringen. Wir konnten kaum glauben, was wir nun zu sehen bekamen. Einfach
in irgendeinem verdreckten privaten Raum gab es einen Holzkopf zu sehen. Um ihn
zu besichtigen mussten wir sogar Eintritt bezahlen, wobei wir nicht wussten, ob
das Ganze einfach eine Verarschung sei. Anscheinend gilt dieser Holzkopf aber
bei der indigenen Bevölkerung tatsächlich als heilig. Dies seit langer, langer
Zeit, als sie noch an die alten Mayagötter glaubten. Mittlerweile hat sich
dieses Gedankengut mit dem Katholizismus vermischt. Irgendwie war es ein wenig verwirrend,
aber gut, dann ist dieser Kopf bei ihnen wohl tatsächlich heilig. Danach liefen
wir zu Fuss zurück Richtung Hafen. Auf dem Dorfplatz war gerade eine Art
Dorffest im Gange. Bei „Andy-Pizza“ musste Andy fast ein Stück kaufen, wobei
der gute Name hier leider nicht ins Produkt miteinfloss. Danach setzten wir uns
in ein Restaurant, wo Susanne einen Salat ass. Lustig war der junge Kellner,
welcher von den Frauen in der Küche immer ein wenig „ausgelacht“ wurde. Ein
Knabe wollte uns im Restaurant noch Souvenirs andrehen. Andy versprach ihm,
etwas zu kaufen, wenn er draussen warte, anstatt hier aufdringlich zu sein.
Dies tat er dann tatsächlich und Andy kaufte ihm einen
Quetzal-Schlüsselanhänger ab. Dies ist der Nationalvogel von Guatemala und nach
ihm ist auch die Währung benannt. Auf dem weiteren Weg zum Pier hatte es
Marktstände mit weiteren Souvenirs. Keine Ahnung, wie sich das für diese Leute
lohnt, denn alle verkaufen das gleiche, bzw. verkaufen dem Anschein nach eben
alle nichts. Dieser Schein muss aber täuschen, denn sonst würden sie es wohl
nicht tun. Fast an allen Touristenstätten, welche wir auf der ganzen Reise bis
jetzt gesehen hatten, konnte man immer Andenken kaufen. Und überall fragten wir
uns, wie das aufgehen kann. Aber tja, anscheinend scheint es überall auf der
Welt aufzugehen.
Mit dem Schiff ging es dann zurück
nach Panajachel, wo wir in einem Restaurant einen feinen Dessert genossen. Der
Minibus brachte uns dann nach Antigua, wo wir im Mäc ganz schnell noch etwas
holten und dann zur Busstation liefen. Leider waren wir ganz knapp zu spät für
den öffentlichen Bus nach San Mateo. Noch ein Wort zu diesen Bussen: es sind
höchstwahrscheinlich alles alte Schul-Busse aus Amerika und verkehren in ganz
Guatemala. Die meisten sind aber nicht mehr gelb, sondern sehr schön gestaltet.
Zum Teil hat es im Innern auch Party-Lichter, wodurch man sich fast in einer
Disco wähnen könnte. Was natürlich auch nie fehlen darf, sind Kleber mit Maria,
Jesus oder anderen christlichen Symbolen. Katholizismus hat hier wirklich noch
einen sehr grossen Stellenwert. Tja, aber eben… das mit dem Bus hat nicht
geklappt, weshalb wir (nachdem wir an der Bus-Station die Mäc-Sachen gegessen
hatten) ein TucTuc nahmen. Dies war vielleicht nicht so eine gute Idee, denn
die Bergstrecke schaffte es kaum. Fussgänger hätten uns wohl überholt und der
Motor hinter unserem Rücken wurde immer heisser. Irgendwann erreichten wir dann
aber doch San Mateo und der Fahrer war sichtlich froh, dass es sein Gefährt
überstanden hatte. Wir waren froh, nun endlich zu Hause zu sein und gingen noch
kurz bei Juan vorbei. Ein feiner Tee wurde uns serviert und wir plauderten noch
eine Weile. Nachher legten wir uns aber schnell einmal schlafen, um für den
nächsten Tag ready zu sein.
9.6.2014 Montag
Nachdem wir uns mit Milkshakes aus
Tetrapacks und Corn-Flakes (am Vortag im Kiosk neben unserem Haus gekauft)
verpflegt hatten, machten wir uns auf zu Prodesenh. Dort waren bereits rund 15
Jugendliche aus der Amerikanischen Schule und warteten draussen auf ihren Einsatz.
Zuerst wurden sie aber von Juan in den Hauptsaal gebeten und wir mussten gleich
mit. Er erzählte ihnen über das Projekt und Andy sollte gleich auch noch von
seinen Erfahrungen berichten. Natürlich machte er das gerne und ermutigte sie,
später wieder einmal zurückzukehren. Danach wurde die Gruppe aufgeteilt. Die
Hälfte strich im Haus eine Wand komplett neu und malte danach darauf ein
wundschönes, grosses Bild. Die anderen machten sich auf den Weg zur Baustelle.
Wir schlossen uns dieser Gruppe an. Prodesenh möchte das Angebot für das Dorf
ergänzen und eine Apotheke eröffnen. Zu diesem Zweck wird nun ein „Haus“
gebaut. Hier packten auch wir mit an.
Das Fundament wurde bereits
gemacht und die ersten zwei Reihen Ziegelsteine war gemauert. Nun galt es, das
„Loch“ wieder mit Erde zu füllen. Weiter wurde die „Strasse“ neu betoniert,
wobei wir hier zum Einsatz kamen. Susanne fungierte als Betonmischerin und Andy
durfte Löcher in der Strasse ausfüllen, indem er eine um die andere mit Dreck
gefüllte Garette herbeikarrte. Das tönt jetzt hier nicht nach viel, aber die
Zeit verging sehr schnell. Wir waren wirklich voll im Einsatz. Um 10 Uhr war
dann Pause, welche vor allem die Teenager-Frauen aus Amerika herbeisehnten. Wir
hätten natürlich noch lange weiterarbeiten können, aber hatten danach andere
Pläne. J
Diese waren, dass wir die Schule
besuchten. Bereits von weitem konnte man einen riesen Lärm hören. Nachdem uns
jemand das Tor geöffnet hatte, sahen wir den Grund für diesen Lärm. Es war gerade
Pause und ein riesiges Chaos auf dem Pausenhof. Die jüngeren Schüler spielten
in jeweils kleinen Gruppen fangen. Andere rannten einfach sonst herum und es
war wirklich sehr vergnüglich, die ganze Szene zu beobachten. Auf einmal kam
eine Gruppe auf Andy zu gerannt und ein Mädchen umarmte ihn. Es war eine der
Zwillige von Juan. Sehr süsse Szene. Ein anderes Mädchen kam zu Susanne und
hielt ihr die ganze Zeit die Hand. Was sie genau wollte, blieb unklar, aber auf
alle Fälle tat es ihr gut, dass man ihr Zeit schenkte. Viele andere kamen auch
näher, um uns zu „erkunden“ und in der Gruppe wurde nachher dies und das
getuschelt.
Nachdem die Pause vorüber war,
holten wir uns beim Direktor offiziell das OK ein, dass wir in den Unterricht
hineinschnuppern durften. Solche Sachen laufen dort noch sehr formell ab. Das
Büro des Direktors gleicht zwar einer Gerümpelkammer, aber dies scheint normal
zu sein. Auch die Schulzimmer nachher sollten nicht viel anders aussehen,
ausser dass es dort noch jeweils ca. 30 Schüler drin hatte. Aus einem grossen
Raum wurden mittels einer nach oben offenen Holzwand zwei Schulzimmer gemacht.
Mit je 30 Schülern wohlverstanden, wodurch alles sehr, sehr eng war. Der
Lärmpegel war deshalb ziemlich hoch und die Lehrerinnen mussten entsprechend
fast schreien. Hier wäre es nichts für uns, auf Dauer zu unterrichten.
Andy war vor zwei Jahren schon an
der Schule und eine Lehrerin hatte ihm damals mit der Klasse ein Lied inklusive
Tanz vorgetragen. Davon hatte Andy Susanne bereits berichtet und tatsächlich
war die Lehrerin immer noch dort. So kam nun auch Susanne in den Genuss dieser
„Show“ der Zweitklässler. Dies war wirklich cool. Auch sonst sahen wir
verhältnismässig viel in dieser kurzen Zeit und wissen nun wieder, was wir am Schweizer
Schulsystem haben. Wandtafeln sind beispielsweise bereits ein Luxus in
Guatemala. Sie haben zwar so was ähnliches, müssen sie aber mit einem anderen
Lehrer teilen. Denn am Vormittag haben die Primarschüler Schule und am
Nachmittag in den gleichen Schulzimmern die Oberstufenschüler. Kopieren ist
auch ein Luxus. So schreibt manchmal die
Lehrerin allen Schülern einzeln von Hand die Aufgaben ins Heft. So etwas wäre
bei uns undenkbar.
Nach der Schule gingen wir duschen
und durften nachher bei Judith und Juan zu Mittag essen. Kurz danach kamen all
die Kinder und die „Arbeit“ in Prodesenh begann. Nachdem die Kinder die
Hausaufgaben gemacht hatten, zeigte ihnen Andy auf dem Tablet Fotos und Filme
von ihnen, welche er beim letzten Besuch gemacht hatte. Vor allem bei den
Filmen hatten sie grosse Freude und sagten immer alle Namen von denen, die zu
sehen waren. Echt lustig. Natürlich machten wir auch dieses Mal wieder Fotos,
was vor allem bei den Kleinsten grosses Interesse weckte. Sie wollten auch
fotografieren und waren begeistert von der Digitalkamera und den Natels.
Mit den anderen Voluntarios
begaben wir uns für den Abend wieder nach Antigua. Dort wollten wir nun einmal
bei schönem Wetter noch einige Fotos schiessen. Zuerst entschloss sich Andy
aber spontan noch zu einem Coiffure-Besuch. 4 Franken für einen Haarschnitt
muss man ja fast ausnutzen. Dafür brauchte der Friseur aber auch nur knapp 5
Minuten. Trotzdem ist es echt gut geschnitten. Da fragt man sich, weshalb sie
in der Schweiz jeweils eine halbe Stunde zu tun haben. Da es so schnell ging,
liess sich Andy dann gleich auch noch rasieren, was gleich viel kostete. Dies
sollte sich als Fehler herausstellen. Erstens brauchte der Herr sehr, sehr
lange und zweitens tat es ziemlich weh. Und schlussendlich war es nicht einmal
gründlich. Er bzw. seine Rasierklingen waren wohl ein wenig überfordert. Danach
konnten wir dann aber doch noch Fotos von den schönen Gässchen schiessen und
liessen uns nochmals im Cafe Condesa bewirten.
Auf dem Nachhauseweg kauften wir
erneut einen feinen Kuchen, welcher glücklicherweise auch im vollgestopften Bus
nach San Mateo heil blieb. Zusammen mit einem feinen Limonaden-Tee, welcher ein
Geheimrezept der Grossmutter ist, konnten wir die Süssigkeit mit der Familie
von Juanjo geniessen. Ebenfalls dabei war die junge Frau Matriza. Sie ist seit sie
ein kleines Mädchen war bei Prodesenh dabei und hilft mittlerweile kräftig mit.
Sie hat es sehr hart, denn ihre Eltern sind verstorben und deshalb schaut sie
seit jeher auf die kleinen Geschwister. Leben können sie beim Onkel, doch
verbringt sie eigentlich ihre ganze Freizeit bei Prodesenh, wo sie praktisch
Teil der Familie von Juan geworden ist. Er finanziert ihr auch das Studium, bei
welchem sie jeweils am Vormittag Vorlesungen in Antigua hat. Auf Vorschlag von
Juan liessen wir sie unsere Wäsche waschen, damit sie etwas verdienen kann. Wir
hatten praktisch nichts sauberes mehr. Gerne wusch sie die Wäsche, wofür sie
auch fürstlich entlohnt wurde. Es war mehr eine Spende als ein Lohn. Leider
stellte sich heraus, dass die Wäsche ziemlich nach Rauch roch. Obwohl wir ihr
noch gesagt hatten, dass sie eben gerade darauf Acht geben solle, dies zu
verhindern. Beim ersten Prodesenh-Besuch von Andy liess er dort schon bei einer
Frau die Wäsche waschen, wobei schlussendlich zu Hause eine andere Frau
(Mutter) nochmals alles waschen konnte, da es komplett verraucht war. Leider
sollte es auch dieses Mal wieder ein wenig verraucht sein, was eigentlich kein
Wunder ist. Im ganzen Haus von Juan roch es immer nach Rauch, da mit Holzfeuer
gekocht wird. Einen richtigen Kamin hat es nicht, wodurch sich der Rauch immer
im ganzen Haus ausbreitet.
Kaum hatten wir mit dem
Kuchenessen begonnen, kam auch der jüngere Bruder von Matriza. Er holt sie
jeden Abend bei Prodesenh ab. Echt schöne Geste von ihm. Nach einigem
„Geplapper“ machten auch wir uns auf den kurzen Heimweg und ab ins Bett.
10.6.2014 Dienstag
Da wir wieder einmal sehr knapp
aufstanden, reichte es erneut nur für Cornflakes vom Kiosk. Danach ging es auf
die Baustelle, wo wir an diesem Morgen hauptsächlich mit Mauern beschäftigt
waren. Nachdem wir den Zement schön verteilt hatten, konnte der Ziegelstein
darauf gelegt werden. Was man hier so einfach schreiben kann, ist dann gar
nicht so einfach. Schliesslich musste es genau stimmen mit der Richtschnur.
Nach zwei, drei Versuchen klappte es dann aber jeweils und das Häuschen nimmt
mittlerweile Form an. Im Prinzip wird diese Apotheke im Garten von Juan
erstellt. Dort tummeln sich auch etliche Hühner und Enten herum und sogar einen
Fischteich hat es hier. Wir konnten einiges über die Hühner lernen und wissen
jetzt zum Beispiel, wie streng bzw. schön ein Hahn es haben muss, um all die
Hühner herum. Juan zeigte uns auch den Garten, wo die Medizinalpflanzen in
Zukunft ihr Plätzchen haben sollten. Ein weiteres Projekt ist ein kleiner
Fussballplatz, welcher in den nächsten Jahren entstehen soll.
Nach der Arbeit wollte Andy die
fertige Arbeit aus dem letzten Aufenthalt besichtigen. Damals hat man ein ganz
einfaches Häuschen für eine sehr arme Frau gebaut, von welcher die Kinder
ebenfalls bei Prodesenh sind (der ganz kleine David zum Beispiel). Nach einigem
Suchen haben wir das Häuschen gefunden, doch leider war niemand zu Hause.
Obwohl es sicher viel besser ist als die alte Hütte, ist es nach wie vor eine
Zumutung, dass eine ganze Familie in einem so kleinen Haus bzw. Raum leben
muss. Auf dem Weg zum Haus erschreckte uns aber etwas anderes noch viel mehr.
Direkt neben der Strasse lag ein junger Mann mit dem Kopf nach unten. Fliegen
flogen ihm auf bzw. wohl auch ins Gesicht. Wir dachten, er sei tot, doch es
hatte viele andere Anwohner, die dort waren und nicht wirklich dergleichen
taten. Anscheinend ist der Mann einfach nur so sternhagelvoll gewesen. Alkohol
ist ein grosses Problem dieser Bevölkerung. Väter, die dem Suff verfallen sind,
verkaufen anscheinend manchmal für Alk sogar die Kleider ihrer Kinder. Dies war
sehr erschütternd zu sehen und zu hören. Genau für solche Fälle gibt es
Prodesenh, damit die Kinder wenigstens einen Ort haben, wo sie unbeschwert sein
können und Liebe erhalten.
Nachdem wir uns wieder frisch gemacht
hatten, durften wir wieder die feine Küche von Judith geniessen. Bald danach
kamen die Kinder und der normale Nachmittag begann. Ganz normal war der
Nachmittag aber nicht, da dies bereits unser letzter war. Deshalb schenkten wir
allen Kindern am Schluss ein Päckchen Chips und ein Glas Cola. Die Kinder waren
sehr dankbar darüber und das freute uns sehr. Es ist echt schön zu sehen, wie
man ihnen mit sehr wenig eine grosse Freude machen kann. Zum Abschied umarmten
uns alle Kinder, was wirklich herzergreifend war. Die Welt von Prodesenh ist
einfach eine Oase der Herzlichkeit, welche wirklich gut tut. Falls dies jemand
einmal selber erleben möchte, können wir es nur empfehlen und helfen sehr gerne,
den Kontakt herzustellen.
Nun mussten wir bereits alles
zusammenpacken und Abschied nehmen. Wir bekamen von Judith noch feine
Sandwiches, bevor wir ein Abschlussfoto mit der ganzen Familie machten. Nachdem
wir die Mädchen und Judith in die Arme geschlossen hatten, fuhren wir mit Juan
los. Kurz vor Guatemala-Stadt stieg Alex zu, welcher ein guter Freund von Juan
ist. Er arbeitet in Guatemala und fuhr dann gleich mit Juan zurück. Bevor wir
in die Innenstadt fuhren, mussten wir noch Geld beziehen. Dafür machten wir in
einem Einkaufszentrum einen Stopp. Wir konnten fast nicht glauben, was wir hier
sahen. Nicht nur ein luxuriöses Einkaufszentrum, sondern gleich mehrere
nebeneinander. Und dies mit Läden aus aller Welt. Besonders auffällig war die
McDonalds-Dichte. Innerhalb von 500m hatte es rund 5 Stück. Das war ein ziemlicher
Kulturschock nach San Mateo und Antigua. So etwas hätten wir wirklich nicht für
möglich gehalten. Nach einigem Suchen fanden unsere Fahrer dann schliesslich
das Hotel und wir verabschiedeten uns von ihnen. Natürlich nicht, ohne Juan
einen grosszügigen Batzen für das Hilfsprojekt zu geben. Nach dem Einchecken
tranken wir in der Hotellobby noch etwas. Nach draussen wagten wir uns nicht
mehr, denn davon wurde uns von allen Seiten abgeraten. Mehr dazu morgen. Gute
Nacht.
11.6.2014 Mittwoch
Heute wird die grosse Reise weiter
nach Brasilien gehen. Zuerst wollen wir uns aber noch die Hauptstadt ansehen.
Nach dem Frühstück im Hotel liefen wir zu Fuss zum zentralen Platz mit der
Kathedrale und dem Parlament. Leider war gerade der Präsident anwesend, weshalb
man das Gebäude nicht von innen anschauen konnte. So entschieden wir uns, das
Relief von Guatemala anzuschauen, welches als Sehenswürdigkeit auf unserer
Touristenkarte aufgeführt war. Zuerst liefen wir, aber als wir merkten, dass es
viel weiter im Norden ist als angegeben, nahmen wir ein Taxi. Das Relief war
gerade unter Renovation, aber dennoch konnte man sehr gut die grossen Vulkane
sehen. Auch den markanten Vulkan Agua im Süden von Antigua erkannten wir
sofort. Mit dem Taxi ging es zurück ins Zentrum, wobei uns die Folie als
Rückscheibenersatz besonders auffiel. Diese sei bei einer Schiesserei zu Bruch
gegangen und für eine neue Scheibe hätte er kein Geld. Wie bereits erwähnt, ist
Guatemala sehr gefährlich. Deshalb kamen wir auch nicht länger als einen Tag hierher
und besuchten nur das Zentrum. Touristen hatte es sonst praktisch keine, was
auch kein Wunder war bei diesem Ruf der Stadt. Alex, der Freund von Juanjo, kam
beispielsweise auch einmal in eine Schiesserei und wurde von drei Kugeln
getroffen. Er leidet jetzt noch darunter und eine Kugel konnte man noch nicht
entfernen, da sie zu nahe bei einer Hauptschlagader ist. Vor allem Susanne
bekam einen Heidenrespekt vor der Stadt, nachdem sie diese Geschichten gehört
hatte. Sie war froh, dass wir nur tagsüber unterwegs waren.
Zurück im Zentrum besuchten wir
zuerst den Markt, welcher aber ausser Souvenirs nichts hergab. Ein weiteres Mal
stellte sich hauptsächlich die Frage, wer zum Geier hier etwas kaufen sollte.
Bzw. wie all die Verkäufer Geld machen, zumal alle mehr oder weniger das
Gleiche anbieten. Und Touristen hat es ja auch fast keine. Tja, aber
anscheinend rentiert es sich auch hier, sonst wären sie ja nicht da.
Glücklicherweise hatte es neben
dem Markt gleich noch eine Tuchhandlung. Hier fanden wir nun, was wir suchten.
Um bereit zu sein für den Schweiz-Match, brauchten wir natürlich noch die passenden Accessoires. Hier konnten
wir schon mal ein grosses rotes Tuch kaufen. Der Verkäufer war ein Deutscher,
der bereits seit 40 Jahren in Guatemala wohnt. Wir hatten ein spannendes
Gespräch. Er war der erste, der sagte, dass Guatemala nicht gefährlich sei.
Auf der Touristenkarte sahen wir,
dass es im Süden der Stadt noch einige interessante Gebäude haben muss. So
nahmen wir ein Taxi dorthin und besuchten diesen Teil. Leider entpuppte sich
dies als Fehler und es hatte nicht wirklich etwas Spezielles dort. So blieb noch genug Zeit, dass dann für
Susanne noch ein grosser Wunsch erfüllt werden. Am Vortag sahen wir bei den
Einkaufszentren einen IHop. Obwohl dieser nicht viel mehr als ein
Fast-Food-Schuppen (hauptsächlich für Pancakes und anderes Frühstück) ist,
schmolz sie nur schon beim Anblick fast dahin. Ab in ein Taxi und los geht es
zu den Einkaufszentren. Im Taxi fehlte der Radio. Weshalb wohl?? Klar, er wurde
gestohlen, was erneut für die „Sicherheit“ in dieser Stadt spricht. Da wir
nicht viel Zeit hatten, baten wir den Taxifahrer zu warten, während wir im IHop
das Mittagessen einnahmen. Nachdem wir draussen noch einige Fotos von Susanne
und ihrem Lieblingsrestaurant schossen, mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig
im Hotel zu sein. Mit dem Taxifahrer machten wir ab, dass er in einer Stunde
wieder kommen sollte, was für ihn eigentlich ein gutes Geschäft war.
Im Hotel hatten wir genau noch 5
Minuten Zeit, um vor der Check-Out Zeit aus dem Zimmer zu sein. Leider
schafften wir es nicht ganz, doch das Hotel nahm es uns gottseidank nicht übel.
In der Lobby tranken wir noch kurz etwas, bevor wir draussen aufs Taxi
warteten. Tatsächlich kam der Fahrer nicht mehr. Das hätte vor allem Andy ihm
nicht zugetraut. Jänu, haben wir ihm wohl vorhin ein wenig zu viel bezahlt,
doch die letzte Fahrt zum Flughafen hat er nun halt verpasst. Glücklicherweise
hatte es viele Taxis auf der Strasse vor unserem Hotel und so nahmen wir dann
ein anderes. Gerade noch rechtzeitig bevor ein Wolkenbruch einsetzte.
Im Flughafen tauschten wir unsere
Quetzales gegen Real um und begaben uns dann zum Gate. Dort warteten wir, bevor
der erste Flug nach Bogota losging. In Bogota kamen wir sehr knapp an und
mussten uns dann beeilen, um den nächsten Flug noch zu erwischen. In letzter
Minute klappte es und der nächste Flug brachte uns in der Nacht weiter nach Sao
Paulo. WM, wir sind ganz nahe.
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