Donnerstag, 26. Juni 2014

Mexiko-Stadt und Guatemala

      Hier gibt es weitere Bilder zu sehen.

Kurzfassung:

Eigentlich wollten wir direkt nach Guatemala weiterreisen. Als wir jedoch sahen, dass der Flug über Mexiko-Stadt führte, entschieden wir uns, dort einige Tage zu verweilen. Die Befürchtung, eine riesengrosse, langweilige und gefährliche Stadt anzutreffen, stellte sich als völlig falsch heraus. Mexiko-Stadt ist im Gegenteil wirklich sehr schön. Im Zentrum hat es viele schöne Gässchen und viele Strassenkaffees laden zum Verweilen. Gefährlich ist es nicht.

Da unsere Zeit beschränkt war, erkundeten wir die Stadt mittels Touristenguide. Zunächst sahen wir die sehr eindrücklichen Mayapyramiden im Norden und die berühmte Kathedrale von Guadalupe. Am nächsten Tag bildete das Mexikanische Venedig den Höhepunkt. Ein Stadtteil mit vielen Kanälen, auf welchen wir eine Gondelfahrt machten. Weiter sahen wir aber auch die Stierkampfarena und das grösste reine Fussballstadion der Welt.

In Guatemala besuchten wir das Hilfswerk Prodesenh, in welchem Andy vor zwei Jahren bereits war. Es war einfach nur extrem schön, wieder bei all den Kindern zu sein. So viel Herzlichkeit kann man sonst fast an keinem Ort erfahren. Wir packten natürlich auch mit an und halfen unter anderem mit, ein Häuschen zu mauern. Ebenfalls besuchten wir mehrmals die wunderschöne Kolonialstadt Antigua Guatemala und machten einen Ausflug zum Atitlan See. Dieser ist wunderschön gelegen und von Vulkanen umgeben. Den letzten Tag verbrachten wir in Guatemala-Stadt, wobei man sich hierher als Tourist nicht verirren muss.
 

2.6.2014 Montag

In aller Herrgottsfrühe mussten wir uns aus dem Bett zwingen, da wir um 4.15 von einem Shuttlebus abgeholt und zum Flughafen transportiert wurden. Obwohl man dies um diese unchristliche Zeit nicht erwarten würde, befanden sich schon viele Leute am Flughafen und standen Schlange vor der Gepäckabgabe.

In Santa Ana, Orange County, landeten wir am John Wayne Flughafen, wo wir danach den Flieger wechseln mussten. Es war zwar immer noch relativ früh am Morgen, ein Burgerchen von Carl’s Junior konnte aber trotzdem nicht schaden. Schliesslich waren wir ja schon mehr als 4 Stunden wach. An andern Tagen ist nach vier Stunden wach sein mindestens schon Mittag.

Am Nachmittag kamen wir in  Mexiko City an und stiegen in einen Bus, welcher zum Zentrum ging. Dort wechselten wir in eine Metro, welche uns eigentlich laut Susannes Karten-App ganz in die Nähe des Amazonas Hotels hätte bringen sollen. Leider versagt das App für einmal und es verstrich viel Zeit, bis wir unsere Unterkunft endlich fanden. Das Hotelzimmer war sehr grossräumig, wirklich schön und auch preislich angemessen. Inzwischen war es bereits Abend und da wir uns eigentlich nicht mehr gross betätigen wollten, entschieden wir uns, fürs Nachtessen gleich im hoteleigenen Restaurant zu bleiben. Die Vorspeise, Chorrizo mit Käse überbacken, war schon mal ein guter Anfang… Nach diesem langen Tag wollten wir einfach nur noch schlafen gehen.  
 

3.6.2014 Dienstag

Eigentlich wollten wir zuerst einmal ein Reisebüro aufsuchen, um uns zu informieren, was es in Mexiko Stadt alles zu sehen gibt. Wir fuhren daher mit der Metro zum Zentrum, da Andy der Meinung war, dass es dort wohl ein Touristenbüro gebe. Dort angekommen, trafen wir auf eine riesige Polizistenmeute. Diese standen bereit, um die erwarteten Demonstrationen gegen die Regierung unter Kontrolle zu halten. Oft hört man bei uns zu Hause Leute sagen, dass die Stadt doch eine der gefährlichsten der Welt sei. Unser erster Eindruck hat vielleicht auch ein bisschen dazu geführt, dies zu glauben. Zumindest bei Susanne. Nach der kurzen Zeit, die wir in Mexiko verbrachten, können wir aber solche Vorurteile überhaupt nicht bestätigen. Nie kamen wir in nur in geringster Weise gefährliche Situationen und auch am Abend war es kein Problem, so als Ausländer noch unterwegs zu sein.

Im Zentrum machten wir uns nun also auf die Suche nach einem Informationscenter, da wir auf Anhieb aber nichts fanden, fragten wir bei einer der Polizistinnen danach. Wirklich weiterhelfen konnte die uns auch nicht. Als wir dann einfach eine Shoppingstrasse Richtung „Zocalo“ (gebräuchlicher Name für Quartier um Regierungspalast und zentralem Park) hinuntergingen, wurden wir irgendwann von einem Mann angesprochen, welcher Touren anbot. Diese beinhalteten gleich den Besuch von mehreren Attraktionen und da es bereits früher Nachmittag war, waren wir uns unsicher, ob wir diese Tour wirklich noch in den restlichen Nachmittag „hineinquetschen“ sollen. Nach einigem Hin und Her entschieden wir dann aber, das Angebot anzunehmen und wenige Minuten später befanden wir uns bereits auf dem Weg zum ersten Programmpunkt. Wir hatten einen Fahrer nur für uns beide, welcher zugleich unser Guide war. Über sämtliche Sehenswürdigkeiten wusste er bestens Bescheid und konnte uns vieles erzählen. Gaston, so hiess der Mann, sprach sowohl Spanisch als auch Englisch. Da wir beide aber unsere noch vorhandenen Spanischkenntnisse prüfen wollten, liessen wir uns auf Spanisch auf die Reise nehmen.

Zuerst wurden wir zum Plaza de las Tres Culturas (auch Plaza de Tlatelolco) gebracht. Der Name kommt daher, dass sich um diesen Platz Bauwerke aus unterschiedlichen Epochen finden lassen. Die Kulturen von Tenochtitlan (Zeit vor Eroberung des Landes durch Spanien), von Spanien und vom modernen Mexiko finden sich hier vereint. Der Platz ist auch deshalb so berühmt, da hier sehr viele Azteken von den Spaniern ermordet wurden.

Einen nächsten Stopp legten wir bei Senor Rafael ein, welcher der Hersteller des Ocean Heart (Halskette) ist, welches im Film Titanic Rose von ihrem Verlobten bekommt. Wir bewunderten dort seine Werke und er nahm sich kurz Zeit, uns zu zeigen, wie er Silber bearbeitet, das heisst, verschiedenen Formen hereinstanzt. Wir konnten fast nicht anders, als noch eine Kleinigkeit zu kaufen. Zwischendurch versorgte uns unser Fahrer übrigens einmal noch mit einem Margherita, damit wir ihm ja nicht verdursten. Nach einem längeren Zwischenhalt als geplant, ging es danach weiter zu einer Art „Tequilla-Farm“, wenn man es so nennen möchte. Dort wurden wir aufgeklärt, wofür man Agaven (Kaktusart) brauchen kann. Diese Dinger sind nützlicher, als man meinen möchte… Von den „Blättern“ kann etwas wie eine Haut abgezogen werden, welche beschreibbar ist und früher effektiv als Papier diente. Die Fasern der Pflanze werden als Faden genutzt, womit sich Dinge wie Tischtücher etc. herstellen lassen. Die Spitzen Ende der Pflanzen werden dann gleich gerne als Nadeln verwendet. Das absolut Wichtigste für die Mexikaner: Tequila wird ebenfalls aus der Pflanze hergestellt. So kam es nun, dass wir uns plötzlich vor einem Tisch, belagert von etlichen verschiedenen Flaschen Tequila, befanden. Uns wurde alles zum Probieren gegeben und so füllten sie uns die Lampe mit dem Gesöff =). Ein bisschen fuhr dann dieser alkoholisierte Kaktussaft mit der Zeit nämlich schon ein. Andy hatte ausserdem das Vergnügen in seinem kleinen Becherchen einer kleinen Raupe zu begegnen, die aber nicht etwa zufällig dort drin war, sondern dafür, um dem Getränk seinen ganz eigenen Geschmack zu verleihen. Der Mann, der uns hier herumgeführt hatte und uns nun Kostproben anbot, bestand darauf, dass Andy das Tier ass. Es würde dafür sieben Jahre Glück bringen. Andy war tapfer, obwohl er wahrscheinlich am liebsten davongerannt wäre. Was man nicht alles macht, nach 5,6,7,8?? Gläsern Tequila. Auf das grosse Trinken folgte dann ein Rundgang durch einen Souvenirladen, wo wir fast dazu gedrängt wurden, etwas zu kaufen. In unserem Mini-Rausch schien eine Flasche süsser Tequila am nützlichsten, weshalb wir uns dann für diese entschieden.

Ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags war der nächste Programmpunkt. Unser Guide führte uns nun zu den Pyramiden von Teotihuacan, was in der aztekischen Sprache so viel wie „Wo man zu einem Gott wird“ heisst. Seit 1987 zählt diese archäologische Stätte zum Weltkulturerbe der UNESCO. Von einem grösseren Platz aus verlief eine Strasse, welche „Strasse der Toten“ genannt wird. Dieser Platz und die Strasse waren umsäumt von vielen kleinen Stufenpyramiden. Zwei solche gab es, welche wegen ihrer Grösse besonders imposant waren: die Sonnen- und die Mondpyramide. Während wir nur einen kleinen Teil der Mondpyramide besteigen konnten, war es den Touristen erlaubt, auf der Sonnenpyramide ganz nach oben zu gehen. Von dort aus hatte man eine wunderbare Sicht auf diese unglaubliche Umgebung.

Die letzte Sehenswürdigkeit für diesen Tag war für uns die Kirche der „Virjen de Guadalupe“. Diese Jungfrau ist die Nationalheilige und Schutzpatronin von Mexiko. Jährlich kommen mehrere Millionen Besucher hierher, um die Stätte zu besuchen, wo vor vielen Jahren einem Eingeboren die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Als Beweis konnte er einem örtlichen Pfarrer seinen Poncho zeigen, auf welchem ihr Abbild zu sehen war. Gemäss Wissenschaft ist die Farbe anscheinend tatsächlich nicht  irdischen Ursprungs. Dieser Poncho ist in der gigantischen Kirche aufgehängt. Nach dem Vatikan ist diese Basilika somit das meistbesuchte Heiligtum des katholischen Glaubens. Von Gaston erfuhren wir, dass hier der ganze Tag durch eine Messe an der anderen gehalten werde. Das Innere der riesigen Kirche, welches wir uns natürlich anschauten, war wirklich sehr schön.

Nachdem wir alle Sehenswürdigkeiten abgehakt hatten, wurden wir auf Wunsch von uns vor einem „guten“ Restaurant abgeladen, welches von Gaston wärmstens empfohlen wurde. Weiter buchten wir ihn nach langem Überlegen gleich für den nächsten Tag wieder, um den Süden der Stadt zu erkunden. Das Essen konnte der grossen Empfehlung leider nicht ganz stand halten. Trotzdem ging es mit gut gefüllten Mägen zurück ins Hotel und schnell ab ins Bett.
 

4.6.2014 Mittwoch

Nach dem Frühstück in unserem Hotel wurden wir mit mexikanischer Pünktlichkeit, also viel zu spät, von Gaston abgeholt. Mit dabei war eine lustige Gruppe Venezolaner. Eine Frau und drei Männer, welche irgendwie Verwandte und/oder Bekannte sind. Aus dem Jüngsten sprudelte es während des ganzen Tages nur so heraus und obwohl wir im erklärten, dass er doch besser langsam mit uns sprechen sollte, klappte dies hinten und vorne nicht. So erzählte er dann alles einfach zweimal oder die Frau verhalf uns zu besserem Verständnis durch langsames Wiederholen des Gesagten.

Leider hatten die Venezolaner noch nicht gefrühstückt, weshalb sie zuerst in ein Restaurant fuhren. Gaston bestätigte mehrfach, dass es ein schnelles Frühstück sein werde und sie in 15 Minuten wieder zurück seien. Wir liefen dann in dieser Zeit ein wenig durch das Viertel Zona Rosa, in welchem es sehr geschäftig zugeht. Mit Schweizer Pünktlichkeit waren wir zurück beim Auto. Gut, wohl ein wenig länger als 15 Minuten werden sie schon haben, dachten wir uns. Wir warteten und warten. Und warteten weiter und weiter. Nach einer Stunde beschlossen wir, dass wir noch 5 Minuten warten und dann einfach alleine weitergehen werden. Und da kamen sie dann tatsächlich doch noch. Sie sahen uns wohl an, dass wir nicht gerade happy waren und entschuldigten sich dann. Dies sei normal so in Venezuela. Wenn man zu einer Zeit abmache, dann stehe man normalerweise erst zur abgemachten Zeit aus dem Bett auf oder so ähnlich. Da sind wir schon froh um die Schweizer Sitten.

Nun konnte es also losgehen. Erster Stopp war bei einem riesigen Kreisel mit einem Friedensengel-Monument in der Mitte. Gaston wies uns auf etwas Einzigartiges hin: Normalerweise sind diese Engel weder Männchen noch Weibchen, doch dieser hatte eine stattliche Oberweite, was ihn sehr freute. Nächster Stopp war bei der riesigen Stierkampfarena. Über 50000 Personen verfolgen hier jeden Sonntag das Spektakel. Einige trinken anscheinend nach dem Kampf das Blut des Stieres, von welchem sie sich erhoffen, auch so stark zu werden. Wir sahen immerhin einen Matador beim Training mit einem Stierkopf auf Rädern.

Die Fahrt führte uns weiter zum Künstlerviertel, in welchem wir Casa Azul besuchten. Dies ist das Haus von Frida Kahlo, der berühmtesten Künstlerin ganz Lateinamerikas. Heute beherbergt es ein Museum mit ihren Werken, aber auch über ihre beeindruckende Lebensgeschichte erfährt man mehr. Sie litt zunächst an Kinderlähmung. Mit 19 Jahren hatte sie einen Busunfall, in welchem sie von einer Stange durchstochen wurde. Dies machte sie unfruchtbar und fesselte sie lange Zeit ans Bett. In dieser Zeit begann sie, zu malen. Später musste sie sogar ein Bein amputieren. Ihre ganze Leidensgeschichte war wirklich ergreifend. Von der Kunst verstehen wir leider zu wenig, aber ihr Haus ist wirklich schön und vor allem der Garten gefiel uns.

Einen kurzen Stopp legten wir danach im Estadio de Azteca, dem grössten Fussballstadion der Welt, ein. Dies zumindest vermittelte uns Gaston. Laut ihm war alles, was uns gezeigt wurde, immer am grössten, ältesten oder konnte sich sonst mit irgendeinem Superlativ auszeichnen.  Wir betrachteten das Stadion nur von aussen, da sonst die Zeit zu knapp gewesen wäre. Effektiv ist es gigantisch und bietet Platz für 105000 Personen.

Weiter fuhren wir Richtung Süden, bis wir schliesslich bei unserem Hauptziel Xochimilco angelangt waren. Dieser Stadtteil ist auch unter dem Namen „Mexikanisches Venedig“ bekannt, denn er ist komplett durchzogen mit Kanälen. Die ganze Stadt wurde gemäss Gaston in einen See bzw. Sumpf gebaut und sah früher so aus, wie dieser Stadtteil Xochimilco heute noch. Wir können uns das irgendwie nicht ganz vorstellen, aber etwas Wahres wird schon daran sein. Zunächst konnten wir dort Männer beobachten, welche eine alte religiöse Zeremonie vorführten. Schwierig zum Beschreiben, aber sie wickelten sich mit Seilen an einem hohen Pfahl auf und „flogen“ an diesen, angemacht an den Füssen, nachher im Kreis wieder zu Boden. Der Flug dauerte rund zwei Minuten und einer spielte in dieser Zeit mit einer Flöte, während die anderen sangen.

Danach charterten wir eine Gondel und wurden durch die Kanäle „gerudert“. Die Gondeln sind viel grösser als jene von Venedig und in der Mitte hatte es einen Tisch, um welchen wir uns setzten. Während dem immer wieder Verkaufsgondeln ihre Produkte anpriesen, genossen die Männer einige gekühlte Biere und die Stimmung war toll. Zwischenzeitlich „mieteten“ wir eine Musikgruppe, welche auf unserer Gondel einige mexikanische Volkslieder zum Besten gab. Echt lustig diese ganze Fahrt und wirklich lohnenswert. Anschliessend kauften wir im angrenzenden Markt noch einige Süssigkeiten, von welchen uns vor allem ein oranges Kokosnussgebäck ausgezeichnet schmeckte.

Auf der Rückfahrt machten wir noch einen kurzen Halt bei der Bibliothek der Universität. Dies sei das schönste Gebäude in ganz Mexiko, denn die Wand besteht aus einem riesigen Mosaik. Dann wurden wir bei unserem Hotel abgeladen und verabschiedeten uns von Gaston und den Venezolanern. Es war echt super mit ihnen und hat uns grossen Spass gemacht.

Im Hotel erholten wir uns kurz und fuhren nachher erneut zur Zona Rosa, um dort zu essen. Leider wurden wir von einem gewaltigen Regen empfangen, als wir aus der Metro-Station kamen. So kamen wir dann halt doch nicht aus der Metrostation, sondern warteten in ihr. Wie viele andere übrigens auch. Nachdem der Regen nachliess, machten wir uns auf den Weg und fanden schnell ein Restaurant namens VIP. Hier gehörten wir natürlich hin, obwohl es einfach ein ganz normales Restaurant war. Das Essen war exzellent, wobei vor allem der Schokoladenkuchen Susannes Gaumen hoch erfreute. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Casino vorbei, welches wir Spielprofis natürlich nicht auslassen konnten. Im Gegensatz zu Las Vegas konnte man hier mit viel weniger Einsatz Roulette spielen, was uns schnell dazu verleitete, einfach viel zu setzen. So war unser Geld Schwups-die-Wups weg. Aber keine Angst, es waren ja nur 10 Franken. Mit der Metro fuhren wir dann nach Hause und gingen aufs Zimmer. Dort bekamen wir Anrufe aus einem anderen Zimmer und wurden fast ein wenig „belästigt“, was aber eigentlich noch lustig war. Wir steckten dann einfach das Telefon aus. Damit ging ein weiterer interessanter und sehr schöner Tag zu Ende.
 

5.6.2014 Donnerstag

Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke und fuhren mit der Metro zum Flughafen. Dort kamen wir leider nicht direkt beim Check-In-Schalter an und mussten einen langen Fussmarsch zurücklegen. Vor allem Susanne litt unter dem Gewicht ihres Rucksacks, aber mit Ach und Krach erreichte auch sie ihr Ziel. Bald darauf waren wir im Flieger und landeten sicher in Guatemala-Stadt. Am Flughafen wurde uns ein Shuttle-Service nach Antigua-Guatemala angeboten, welchen wir nach Abklären von Alternativen, aufgrund fehlender guter Alternativen, dann auch annahmen. Eine Stunde später kamen wir im wunderschönen Kolonialstädtchen Antigua an. Hier zeigte Andy Susanne zunächst einmal das Café Condesa. Er war bereits einmal hier und seine Kolleginnen aus Spanien schwärmten extrem von diesem Café. Tatsächlich gefiel es auch Susanne sehr, obwohl das Andy nicht so recht nachvollziehen kann. Frauen ticken halt anders als Männer.

Nachdem wir sehr feine Chäs-Chüächli mit Speck und Apfelkuchen mit Glacé genossen hatten, fuhren wir mit dem Bus nach San Mateo Milpas Altas. Hier befindet sich das Hilfswerk Prodesenh (Projecto de Desarrollo, Superacion y Esperanza del Nino Huerfano: Projekt für Entwicklung, Verbesserung und Hoffnung für Waisenkinder). Andy war bereits vor zwei Jahren hier und hat während zwei Wochen mitgeholfen. Weisstannen ist im Vergleich zu diesem Dorf fast schon modern. Es gibt eigentlich nichts, ausser einer Schule und vielen kleinen Kiosken. Natürlich gibt es auch eine Kirche, aber Restaurant hat es zum Beispiel kein einziges. Das könnte sich die grösstenteils mausarme Bevölkerung sowieso nicht leisten.

Von Juan-Jose und Judith, den „Eltern“ des Projektes, wurden wir herzlich empfangen und wir hatten uns natürlich viel zu erzählen. Danach bezogen wir unser Zimmer, welches wohl eines der luxuriösesten im ganzen Dorf ist, und schliefen bald ein.
 

6.6.2014 Freitag

Juanjo ist jeweils an vielen wohltätigen Arbeiten beteiligt. An diesem Morgen kam eine Gruppe von 40 jugendlichen Schülern ins Dorf, um Bäume zu pflanzen. Über die Organisation Maximo Nivel leisten diese Schüler während 2 Wochen verschiedene soziale Einsätze rund um Antigua. Wir schliefen zunächst ein wenig aus und machten uns dann auch auf den Weg in den Wald. Leider fanden wir den Weg nicht und krakselten deshalb über steile Felder. Schliesslich erreichten wir dann die Gruppe doch noch, aber sie waren schon fertig. Sie hatten rund 1000 Eukalyptusbäume gepflanzt. Zusammen mit ihnen machten wir uns danach auf den Rückweg. Sie fuhren mit dem Bus zurück nach Antigua und wir gingen ins Haus von Juanjo, wo ein köstliches Mittagessen auf uns wartete.

Die Eltern von Judith wohnen ebenfalls in diesem Haus, welches gleichzeitig das Haus von Prodesenh ist. Weiter gehören die härzigen Zwillinge Cariana und Joana zur Familie. Nachdem wir gespeist hatten, warteten wir gespannt auf die Waisenkinder. Diese kommen jeweils um zwei Uhr und machen hauptsächlich die Hausaufgaben in Prodesenh. Am Vormittag gehen sie normal zur Schule. Wenn sie die Hausaufgaben gemacht haben, können sie spielen oder sie werden weiter geschult. Vor allem Englisch zu lernen ist wichtig. Betreut werden sie dabei von Freiwilligen, sogenannten Voluntarios, welche von aller Welt hierherkommen und während einigen Wochen mithelfen. Mal sind es mehr, mal sind es weniger. In dieser Woche hat Juanjo vier junge Personen, welche ihm auch über Maximo Nivel vermittelt wurden.  Jeder von ihnen betreute eine Altersklasse. Das Wiedersehen war wunderschön und die Kinder erinnerten sich sehr gut an Andy. Viele umarmten ihn sofort, und etwas zögerlich danach auch Susanne. Echt einfach toll, was diese Kinder einem geben.

Am Schluss des Nachmittages spielte Juanjo mit allen Lotteria, in welcher die Mädchen und Knaben kleine Preise gewinnen konnten. Die Kinder bleiben bis ca. 17 Uhr in Prodesenh, wobei die Voluntarios jeweils mit dem Bus um 16.20 Uhr zurück nach Antigua fahren. Wir nahmen an diesem Tag ebenfalls den Bus um diese Zeit, da Susanne ihr Natelkabel der Putzfrau in Mexiko überlassen hatte und nun dringend ein neues auftreiben musste. Im Markt konnten wir glücklicherweise schnell ein passendes Kabel finden und schlenderten nachher durch Antigua. Im Steakhouse Estancia (steht für grosse Ranch mit Rinderzucht in Südamerika) genossen wir feine Steaks und kauften anschliessend in einer Bäckerei allerlei Gebäck ein. Mit diesem im Gepäck fuhren wir zurück nach San Mateo.

Juanjo und seine Familie waren gerade fertig mit ihrem Nachtessen und freuten sich sehr über das Dessert. Bald darauf gingen die Kleinen ins Bett, während wir einen schönen Abend genossen. 
 

7.6.2014 Samstag

Endlich hatten wir einmal einen komplett freien Tag. Wir schliefen gediegen aus und machten uns nachher auf den Weg nach Antigua. In einem sehr schönen Restaurant assen wir das Mittagessen. Susanne konnte sich endlich wieder einmal an einem Cordon Bleu erfreuen. Anschliessend liefen wir zum Touristenbüro, in welchem wir sehr gut informiert wurden. Wir beschlossen, am anderen Tag zum Lago Atitlan zu fahren. Die Tour wollten wir dann im Verlaufe des Tages buchen. Aber es blieb uns ja noch alle Zeit der Welt, weshalb wir zunächst einem Spaziergang durch das Städtchen folgten, welcher auf einer Touristenkarte eingezeichnet war. Nach einer Weile flüchteten wir vor dem einsetzenden Regen in ein Café und erfreuten uns an köstlicher Creme Brulée bzw. an Brownies. Als wir wieder auf die Uhr schauten, war es schon Abend. Nun mussten wir uns beeilen, um nicht geschlossene Reisebüros vorzufinden.

Nach einigem Hin und Her zwischen verschiedenen Reisebüros buchten wir, unmittelbar bevor alle geschlossen hatten, schlussendlich inklusive Taxifahrt von San Mateo nach Antigua. Dies war sehr aussergewöhnlich für das Reisebüro, denn eigentlich beginnen die Touren immer in Antigua. Es wurde uns kaum geglaubt, dass wir in San Mateo wohnen. Leider war der Bus um 8 Uhr bereits ausgebucht, weshalb wir bereits um 5.15 Uhr am anderen Tag abgeholt werden sollten. Phhh… das wird hart. Trotz des frühen Aufstehen anderntags, liessen wir uns den geplanten Ausgang nicht ganz nehmen. Wir besuchten eine Bar auf einem Balkon in einem wunderschönen Innenhof. Der Sangria und White Russian waren super und auch die Chicken Wings an einer Honey Mustard Sauce schmeckten ausgezeichnet. Danach nahmen wir ein Taxi, welches uns zurück auf die „Alp“ brachte.

Auf der Alp traute Andy seinen Augen kaum. Auf dem Dorfplatz war tatsächlich so was ähnliches wie ein Fest im Gange. Dies hatte er in San Mateo noch nie gesehen. Pfingsten wurde gefeiert und in der Kirche war ein Mann am Predigen. Draussen hatte es Essensstände und es waren viele Leute dort. Wir beobachten die ganze Szene noch kurz und legten uns dann schlafen. Plötzlich klopfte es aber wie wild an die Türe. Wir dachten, dass dies der Familie gilt, welche unten im Haus wohnt. Dieses starke Klopfen wiederholte sich aber noch ein paar Mal. Andy wollte nun wissen, was es damit auf sich hatte. Vom Balkon aus sah er, dass dies aber kein Klopfen war. Riesige Knaller zündeten die Leute, welche wohl gleichzeitig unsere Türe vibrieren liessen. Wir dachten schon, dass da ein Spinner einbrechen will. Gottseidank nicht… Wir waren froh, dass wir nun endlich einschlafen konnten.
 

8.6.2014 Sonntag

Pünktlich zur oben erwähnten (unchristlichen) Zeit wurden wir abgeholt. Knapp haben wir es aus unserem Bett geschafft. Danach fuhren wir nach Antigua, wo unser Fahrer zuerst lange den Minibus suchen musste. Schliesslich fand er ihn aber und wir stiegen um für die Fahrt nach Panajachel am Lago Atitlan. Auf dem Weg holte vor allem Andy Schlaf nach und war komplett weg. Von den Stopps hat er überhaupt nichts mitbekommen. Susanne war aber wach und hat an einem schönen Aussichtspunkt über den See auch einige Fotos geschossen.

Um 8 Uhr kamen wir schliesslich an und uns wurde sogleich eine Bootstour angeboten. Diese hätten wir eigentlich auch schon in Antigua buchen können, wobei es dort einfach drei Mal teurer gewesen wäre. Kluger Schachzug, dass wir erst vor Ort gebucht haben. Mit einem Motorboot ging es danach zum ersten schönen Pueblo (Ortschaft) am Ufer des Sees, welches man zu Fuss hätte erkunden können. Da es aber nichts sehr Spezielles zu haben schien, zogen wir es vor, einfach das Frühstück einzunehmen. Kaum fertig gegessen, mussten wir schon wieder am Pier sein, denn die Fahrt ging weiter.

Das zweite Pueblo sollte anscheinend wesentlich interessanter zum Erkunden werden. Bereits der Bootsfahrer hat uns ein TucTuc andrehen wollen, wobei wir dieses dann erst direkt auf der Insel zur Hälfte seines Preises buchten. Zuerst wurden wir zu einer kleinen Textilproduktion gebracht. Hier wurde uns gezeigt, wie sie den Stoff gewinnen und vor allem, wie sie aus verschiedenen Sachen der Natur diesen einfärben. Das war echt interessant. Gleich gegenüber befand sich ein „Medizingarten“. Eine Frau führte uns durch all die Kräuter und erklärte uns, was sie wie verwenden zur Behandlung verschiedenster Krankheiten. Die Pflanzen rochen zum Teil sehr intensiv und auch hier konnten wir allerlei Spannendes erfahren.

Nun fuhren wir ans andere Ende des Dörfchens zu einer Kaffeeplantage. Diese war jedoch geschlossen. Super, wie sich unser TucTuc-Fahrer informiert hatte. Die Zeit hätte aber sowieso nicht gereicht. Der letzte Stopp galt nämlich noch einem Kunst-Atelier. Speziell waren vor allem sogenannte „Vogel-Bilder“. Hier hat der Künstler verschiedene Szenen aus dem Alltag der Leute (z.B. Kaffeeernte) von oben gezeichnet. Halt so, wie es ein Vogel sehen würde. Mittlerweile war die Stunde für die Besichtigung der Ortschaft bereits vorbei. Keine Ahnung, wie sie es sonst machen, dass man dann auch noch Kaffeeplantagen anschauen kann. Vielleicht haben die ja immer geschlossen und sie sagen es einfach, um mehr Leute in ihre TucTucs zu locken. Beim nächsten Ort gab es wiederum nicht so viel zu sehen. Wir liefen einfach ein wenig umher und setzten uns dann auf eine Ufermauer. Mittlerweile war es einigermassen warm, weshalb Andy der Versuchung zu baden nicht wiederstehen konnte. Beim Fühlen des walenseekalten Wassers wollte er dann aber lieber wieder einen Rückzieher machen. Schlussendlich zog er es doch durch, denn viele Frauen standen schon sehr lange im Wasser. Ja richtig gelesen. Viele Frauen standen im Wasser und machten im See ihre Wäsche. Sie schrubbten an speziellen Steinen ihre Kleider mit fester Seife. Danach tauchten sie die Kleider ins Wasser, um den Schaum wieder loszuwerden. Das war das Highlight dieser Insel, denn es war wirklich interessant. Daneben plantschten noch einige Knaben in ihren Unterhosen und hatten eine grosse Gaudi. Auch an uns. Denn sie kamen vorbei und fragten uns nach den Namen etc. Das war auch lustig. Wir schenkten ihnen danach eine halbe Flasche Cola, woran sie grosse Freude hatten und sich herzlich bedankten.

Bereits folgte das letzte Pueblo. Dieses wurde uns bereits im Tourismusbüro empfohlen, denn hier gibt es einen ganz speziellen „Heiligen“. Zu diesem liessen wir uns dann mit dem TucTuc auch direkt bringen. Wir konnten kaum glauben, was wir nun zu sehen bekamen. Einfach in irgendeinem verdreckten privaten Raum gab es einen Holzkopf zu sehen. Um ihn zu besichtigen mussten wir sogar Eintritt bezahlen, wobei wir nicht wussten, ob das Ganze einfach eine Verarschung sei. Anscheinend gilt dieser Holzkopf aber bei der indigenen Bevölkerung tatsächlich als heilig. Dies seit langer, langer Zeit, als sie noch an die alten Mayagötter glaubten. Mittlerweile hat sich dieses Gedankengut mit dem Katholizismus vermischt. Irgendwie war es ein wenig verwirrend, aber gut, dann ist dieser Kopf bei ihnen wohl tatsächlich heilig. Danach liefen wir zu Fuss zurück Richtung Hafen. Auf dem Dorfplatz war gerade eine Art Dorffest im Gange. Bei „Andy-Pizza“ musste Andy fast ein Stück kaufen, wobei der gute Name hier leider nicht ins Produkt miteinfloss. Danach setzten wir uns in ein Restaurant, wo Susanne einen Salat ass. Lustig war der junge Kellner, welcher von den Frauen in der Küche immer ein wenig „ausgelacht“ wurde. Ein Knabe wollte uns im Restaurant noch Souvenirs andrehen. Andy versprach ihm, etwas zu kaufen, wenn er draussen warte, anstatt hier aufdringlich zu sein. Dies tat er dann tatsächlich und Andy kaufte ihm einen Quetzal-Schlüsselanhänger ab. Dies ist der Nationalvogel von Guatemala und nach ihm ist auch die Währung benannt. Auf dem weiteren Weg zum Pier hatte es Marktstände mit weiteren Souvenirs. Keine Ahnung, wie sich das für diese Leute lohnt, denn alle verkaufen das gleiche, bzw. verkaufen dem Anschein nach eben alle nichts. Dieser Schein muss aber täuschen, denn sonst würden sie es wohl nicht tun. Fast an allen Touristenstätten, welche wir auf der ganzen Reise bis jetzt gesehen hatten, konnte man immer Andenken kaufen. Und überall fragten wir uns, wie das aufgehen kann. Aber tja, anscheinend scheint es überall auf der Welt aufzugehen.

Mit dem Schiff ging es dann zurück nach Panajachel, wo wir in einem Restaurant einen feinen Dessert genossen. Der Minibus brachte uns dann nach Antigua, wo wir im Mäc ganz schnell noch etwas holten und dann zur Busstation liefen. Leider waren wir ganz knapp zu spät für den öffentlichen Bus nach San Mateo. Noch ein Wort zu diesen Bussen: es sind höchstwahrscheinlich alles alte Schul-Busse aus Amerika und verkehren in ganz Guatemala. Die meisten sind aber nicht mehr gelb, sondern sehr schön gestaltet. Zum Teil hat es im Innern auch Party-Lichter, wodurch man sich fast in einer Disco wähnen könnte. Was natürlich auch nie fehlen darf, sind Kleber mit Maria, Jesus oder anderen christlichen Symbolen. Katholizismus hat hier wirklich noch einen sehr grossen Stellenwert. Tja, aber eben… das mit dem Bus hat nicht geklappt, weshalb wir (nachdem wir an der Bus-Station die Mäc-Sachen gegessen hatten) ein TucTuc nahmen. Dies war vielleicht nicht so eine gute Idee, denn die Bergstrecke schaffte es kaum. Fussgänger hätten uns wohl überholt und der Motor hinter unserem Rücken wurde immer heisser. Irgendwann erreichten wir dann aber doch San Mateo und der Fahrer war sichtlich froh, dass es sein Gefährt überstanden hatte. Wir waren froh, nun endlich zu Hause zu sein und gingen noch kurz bei Juan vorbei. Ein feiner Tee wurde uns serviert und wir plauderten noch eine Weile. Nachher legten wir uns aber schnell einmal schlafen, um für den nächsten Tag ready zu sein.
 

9.6.2014 Montag

Nachdem wir uns mit Milkshakes aus Tetrapacks und Corn-Flakes (am Vortag im Kiosk neben unserem Haus gekauft) verpflegt hatten, machten wir uns auf zu Prodesenh. Dort waren bereits rund 15 Jugendliche aus der Amerikanischen Schule und warteten draussen auf ihren Einsatz. Zuerst wurden sie aber von Juan in den Hauptsaal gebeten und wir mussten gleich mit. Er erzählte ihnen über das Projekt und Andy sollte gleich auch noch von seinen Erfahrungen berichten. Natürlich machte er das gerne und ermutigte sie, später wieder einmal zurückzukehren. Danach wurde die Gruppe aufgeteilt. Die Hälfte strich im Haus eine Wand komplett neu und malte danach darauf ein wundschönes, grosses Bild. Die anderen machten sich auf den Weg zur Baustelle. Wir schlossen uns dieser Gruppe an. Prodesenh möchte das Angebot für das Dorf ergänzen und eine Apotheke eröffnen. Zu diesem Zweck wird nun ein „Haus“ gebaut. Hier packten auch wir mit an.

Das Fundament wurde bereits gemacht und die ersten zwei Reihen Ziegelsteine war gemauert. Nun galt es, das „Loch“ wieder mit Erde zu füllen. Weiter wurde die „Strasse“ neu betoniert, wobei wir hier zum Einsatz kamen. Susanne fungierte als Betonmischerin und Andy durfte Löcher in der Strasse ausfüllen, indem er eine um die andere mit Dreck gefüllte Garette herbeikarrte. Das tönt jetzt hier nicht nach viel, aber die Zeit verging sehr schnell. Wir waren wirklich voll im Einsatz. Um 10 Uhr war dann Pause, welche vor allem die Teenager-Frauen aus Amerika herbeisehnten. Wir hätten natürlich noch lange weiterarbeiten können, aber hatten danach andere Pläne. J

Diese waren, dass wir die Schule besuchten. Bereits von weitem konnte man einen riesen Lärm hören. Nachdem uns jemand das Tor geöffnet hatte, sahen wir den Grund für diesen Lärm. Es war gerade Pause und ein riesiges Chaos auf dem Pausenhof. Die jüngeren Schüler spielten in jeweils kleinen Gruppen fangen. Andere rannten einfach sonst herum und es war wirklich sehr vergnüglich, die ganze Szene zu beobachten. Auf einmal kam eine Gruppe auf Andy zu gerannt und ein Mädchen umarmte ihn. Es war eine der Zwillige von Juan. Sehr süsse Szene. Ein anderes Mädchen kam zu Susanne und hielt ihr die ganze Zeit die Hand. Was sie genau wollte, blieb unklar, aber auf alle Fälle tat es ihr gut, dass man ihr Zeit schenkte. Viele andere kamen auch näher, um uns zu „erkunden“ und in der Gruppe wurde nachher dies und das getuschelt.

Nachdem die Pause vorüber war, holten wir uns beim Direktor offiziell das OK ein, dass wir in den Unterricht hineinschnuppern durften. Solche Sachen laufen dort noch sehr formell ab. Das Büro des Direktors gleicht zwar einer Gerümpelkammer, aber dies scheint normal zu sein. Auch die Schulzimmer nachher sollten nicht viel anders aussehen, ausser dass es dort noch jeweils ca. 30 Schüler drin hatte. Aus einem grossen Raum wurden mittels einer nach oben offenen Holzwand zwei Schulzimmer gemacht. Mit je 30 Schülern wohlverstanden, wodurch alles sehr, sehr eng war. Der Lärmpegel war deshalb ziemlich hoch und die Lehrerinnen mussten entsprechend fast schreien. Hier wäre es nichts für uns, auf Dauer zu unterrichten.

Andy war vor zwei Jahren schon an der Schule und eine Lehrerin hatte ihm damals mit der Klasse ein Lied inklusive Tanz vorgetragen. Davon hatte Andy Susanne bereits berichtet und tatsächlich war die Lehrerin immer noch dort. So kam nun auch Susanne in den Genuss dieser „Show“ der Zweitklässler. Dies war wirklich cool. Auch sonst sahen wir verhältnismässig viel in dieser kurzen Zeit und wissen nun wieder, was wir am Schweizer Schulsystem haben. Wandtafeln sind beispielsweise bereits ein Luxus in Guatemala. Sie haben zwar so was ähnliches, müssen sie aber mit einem anderen Lehrer teilen. Denn am Vormittag haben die Primarschüler Schule und am Nachmittag in den gleichen Schulzimmern die Oberstufenschüler. Kopieren ist auch ein Luxus. So  schreibt manchmal die Lehrerin allen Schülern einzeln von Hand die Aufgaben ins Heft. So etwas wäre bei uns undenkbar.

Nach der Schule gingen wir duschen und durften nachher bei Judith und Juan zu Mittag essen. Kurz danach kamen all die Kinder und die „Arbeit“ in Prodesenh begann. Nachdem die Kinder die Hausaufgaben gemacht hatten, zeigte ihnen Andy auf dem Tablet Fotos und Filme von ihnen, welche er beim letzten Besuch gemacht hatte. Vor allem bei den Filmen hatten sie grosse Freude und sagten immer alle Namen von denen, die zu sehen waren. Echt lustig. Natürlich machten wir auch dieses Mal wieder Fotos, was vor allem bei den Kleinsten grosses Interesse weckte. Sie wollten auch fotografieren und waren begeistert von der Digitalkamera und den Natels.

Mit den anderen Voluntarios begaben wir uns für den Abend wieder nach Antigua. Dort wollten wir nun einmal bei schönem Wetter noch einige Fotos schiessen. Zuerst entschloss sich Andy aber spontan noch zu einem Coiffure-Besuch. 4 Franken für einen Haarschnitt muss man ja fast ausnutzen. Dafür brauchte der Friseur aber auch nur knapp 5 Minuten. Trotzdem ist es echt gut geschnitten. Da fragt man sich, weshalb sie in der Schweiz jeweils eine halbe Stunde zu tun haben. Da es so schnell ging, liess sich Andy dann gleich auch noch rasieren, was gleich viel kostete. Dies sollte sich als Fehler herausstellen. Erstens brauchte der Herr sehr, sehr lange und zweitens tat es ziemlich weh. Und schlussendlich war es nicht einmal gründlich. Er bzw. seine Rasierklingen waren wohl ein wenig überfordert. Danach konnten wir dann aber doch noch Fotos von den schönen Gässchen schiessen und liessen uns nochmals im Cafe Condesa bewirten.

Auf dem Nachhauseweg kauften wir erneut einen feinen Kuchen, welcher glücklicherweise auch im vollgestopften Bus nach San Mateo heil blieb. Zusammen mit einem feinen Limonaden-Tee, welcher ein Geheimrezept der Grossmutter ist, konnten wir die Süssigkeit mit der Familie von Juanjo geniessen. Ebenfalls dabei war die junge Frau Matriza. Sie ist seit sie ein kleines Mädchen war bei Prodesenh dabei und hilft mittlerweile kräftig mit. Sie hat es sehr hart, denn ihre Eltern sind verstorben und deshalb schaut sie seit jeher auf die kleinen Geschwister. Leben können sie beim Onkel, doch verbringt sie eigentlich ihre ganze Freizeit bei Prodesenh, wo sie praktisch Teil der Familie von Juan geworden ist. Er finanziert ihr auch das Studium, bei welchem sie jeweils am Vormittag Vorlesungen in Antigua hat. Auf Vorschlag von Juan liessen wir sie unsere Wäsche waschen, damit sie etwas verdienen kann. Wir hatten praktisch nichts sauberes mehr. Gerne wusch sie die Wäsche, wofür sie auch fürstlich entlohnt wurde. Es war mehr eine Spende als ein Lohn. Leider stellte sich heraus, dass die Wäsche ziemlich nach Rauch roch. Obwohl wir ihr noch gesagt hatten, dass sie eben gerade darauf Acht geben solle, dies zu verhindern. Beim ersten Prodesenh-Besuch von Andy liess er dort schon bei einer Frau die Wäsche waschen, wobei schlussendlich zu Hause eine andere Frau (Mutter) nochmals alles waschen konnte, da es komplett verraucht war. Leider sollte es auch dieses Mal wieder ein wenig verraucht sein, was eigentlich kein Wunder ist. Im ganzen Haus von Juan roch es immer nach Rauch, da mit Holzfeuer gekocht wird. Einen richtigen Kamin hat es nicht, wodurch sich der Rauch immer im ganzen Haus ausbreitet.

Kaum hatten wir mit dem Kuchenessen begonnen, kam auch der jüngere Bruder von Matriza. Er holt sie jeden Abend bei Prodesenh ab. Echt schöne Geste von ihm. Nach einigem „Geplapper“ machten auch wir uns auf den kurzen Heimweg und ab ins Bett.
 

10.6.2014 Dienstag

Da wir wieder einmal sehr knapp aufstanden, reichte es erneut nur für Cornflakes vom Kiosk. Danach ging es auf die Baustelle, wo wir an diesem Morgen hauptsächlich mit Mauern beschäftigt waren. Nachdem wir den Zement schön verteilt hatten, konnte der Ziegelstein darauf gelegt werden. Was man hier so einfach schreiben kann, ist dann gar nicht so einfach. Schliesslich musste es genau stimmen mit der Richtschnur. Nach zwei, drei Versuchen klappte es dann aber jeweils und das Häuschen nimmt mittlerweile Form an. Im Prinzip wird diese Apotheke im Garten von Juan erstellt. Dort tummeln sich auch etliche Hühner und Enten herum und sogar einen Fischteich hat es hier. Wir konnten einiges über die Hühner lernen und wissen jetzt zum Beispiel, wie streng bzw. schön ein Hahn es haben muss, um all die Hühner herum. Juan zeigte uns auch den Garten, wo die Medizinalpflanzen in Zukunft ihr Plätzchen haben sollten. Ein weiteres Projekt ist ein kleiner Fussballplatz, welcher in den nächsten Jahren entstehen soll.

Nach der Arbeit wollte Andy die fertige Arbeit aus dem letzten Aufenthalt besichtigen. Damals hat man ein ganz einfaches Häuschen für eine sehr arme Frau gebaut, von welcher die Kinder ebenfalls bei Prodesenh sind (der ganz kleine David zum Beispiel). Nach einigem Suchen haben wir das Häuschen gefunden, doch leider war niemand zu Hause. Obwohl es sicher viel besser ist als die alte Hütte, ist es nach wie vor eine Zumutung, dass eine ganze Familie in einem so kleinen Haus bzw. Raum leben muss. Auf dem Weg zum Haus erschreckte uns aber etwas anderes noch viel mehr. Direkt neben der Strasse lag ein junger Mann mit dem Kopf nach unten. Fliegen flogen ihm auf bzw. wohl auch ins Gesicht. Wir dachten, er sei tot, doch es hatte viele andere Anwohner, die dort waren und nicht wirklich dergleichen taten. Anscheinend ist der Mann einfach nur so sternhagelvoll gewesen. Alkohol ist ein grosses Problem dieser Bevölkerung. Väter, die dem Suff verfallen sind, verkaufen anscheinend manchmal für Alk sogar die Kleider ihrer Kinder. Dies war sehr erschütternd zu sehen und zu hören. Genau für solche Fälle gibt es Prodesenh, damit die Kinder wenigstens einen Ort haben, wo sie unbeschwert sein können und Liebe erhalten.

Nachdem wir uns wieder frisch gemacht hatten, durften wir wieder die feine Küche von Judith geniessen. Bald danach kamen die Kinder und der normale Nachmittag begann. Ganz normal war der Nachmittag aber nicht, da dies bereits unser letzter war. Deshalb schenkten wir allen Kindern am Schluss ein Päckchen Chips und ein Glas Cola. Die Kinder waren sehr dankbar darüber und das freute uns sehr. Es ist echt schön zu sehen, wie man ihnen mit sehr wenig eine grosse Freude machen kann. Zum Abschied umarmten uns alle Kinder, was wirklich herzergreifend war. Die Welt von Prodesenh ist einfach eine Oase der Herzlichkeit, welche wirklich gut tut. Falls dies jemand einmal selber erleben möchte, können wir es nur empfehlen und helfen sehr gerne, den Kontakt herzustellen.

Nun mussten wir bereits alles zusammenpacken und Abschied nehmen. Wir bekamen von Judith noch feine Sandwiches, bevor wir ein Abschlussfoto mit der ganzen Familie machten. Nachdem wir die Mädchen und Judith in die Arme geschlossen hatten, fuhren wir mit Juan los. Kurz vor Guatemala-Stadt stieg Alex zu, welcher ein guter Freund von Juan ist. Er arbeitet in Guatemala und fuhr dann gleich mit Juan zurück. Bevor wir in die Innenstadt fuhren, mussten wir noch Geld beziehen. Dafür machten wir in einem Einkaufszentrum einen Stopp. Wir konnten fast nicht glauben, was wir hier sahen. Nicht nur ein luxuriöses Einkaufszentrum, sondern gleich mehrere nebeneinander. Und dies mit Läden aus aller Welt. Besonders auffällig war die McDonalds-Dichte. Innerhalb von 500m hatte es rund 5 Stück. Das war ein ziemlicher Kulturschock nach San Mateo und Antigua. So etwas hätten wir wirklich nicht für möglich gehalten. Nach einigem Suchen fanden unsere Fahrer dann schliesslich das Hotel und wir verabschiedeten uns von ihnen. Natürlich nicht, ohne Juan einen grosszügigen Batzen für das Hilfsprojekt zu geben. Nach dem Einchecken tranken wir in der Hotellobby noch etwas. Nach draussen wagten wir uns nicht mehr, denn davon wurde uns von allen Seiten abgeraten. Mehr dazu morgen. Gute Nacht.



11.6.2014 Mittwoch

Heute wird die grosse Reise weiter nach Brasilien gehen. Zuerst wollen wir uns aber noch die Hauptstadt ansehen. Nach dem Frühstück im Hotel liefen wir zu Fuss zum zentralen Platz mit der Kathedrale und dem Parlament. Leider war gerade der Präsident anwesend, weshalb man das Gebäude nicht von innen anschauen konnte. So entschieden wir uns, das Relief von Guatemala anzuschauen, welches als Sehenswürdigkeit auf unserer Touristenkarte aufgeführt war. Zuerst liefen wir, aber als wir merkten, dass es viel weiter im Norden ist als angegeben, nahmen wir ein Taxi. Das Relief war gerade unter Renovation, aber dennoch konnte man sehr gut die grossen Vulkane sehen. Auch den markanten Vulkan Agua im Süden von Antigua erkannten wir sofort. Mit dem Taxi ging es zurück ins Zentrum, wobei uns die Folie als Rückscheibenersatz besonders auffiel. Diese sei bei einer Schiesserei zu Bruch gegangen und für eine neue Scheibe hätte er kein Geld. Wie bereits erwähnt, ist Guatemala sehr gefährlich. Deshalb kamen wir auch nicht länger als einen Tag hierher und besuchten nur das Zentrum. Touristen hatte es sonst praktisch keine, was auch kein Wunder war bei diesem Ruf der Stadt. Alex, der Freund von Juanjo, kam beispielsweise auch einmal in eine Schiesserei und wurde von drei Kugeln getroffen. Er leidet jetzt noch darunter und eine Kugel konnte man noch nicht entfernen, da sie zu nahe bei einer Hauptschlagader ist. Vor allem Susanne bekam einen Heidenrespekt vor der Stadt, nachdem sie diese Geschichten gehört hatte. Sie war froh, dass wir nur tagsüber unterwegs waren.

Zurück im Zentrum besuchten wir zuerst den Markt, welcher aber ausser Souvenirs nichts hergab. Ein weiteres Mal stellte sich hauptsächlich die Frage, wer zum Geier hier etwas kaufen sollte. Bzw. wie all die Verkäufer Geld machen, zumal alle mehr oder weniger das Gleiche anbieten. Und Touristen hat es ja auch fast keine. Tja, aber anscheinend rentiert es sich auch hier, sonst wären sie ja nicht da.

Glücklicherweise hatte es neben dem Markt gleich noch eine Tuchhandlung. Hier fanden wir nun, was wir suchten. Um bereit zu sein für den Schweiz-Match, brauchten wir natürlich  noch die passenden Accessoires. Hier konnten wir schon mal ein grosses rotes Tuch kaufen. Der Verkäufer war ein Deutscher, der bereits seit 40 Jahren in Guatemala wohnt. Wir hatten ein spannendes Gespräch. Er war der erste, der sagte, dass Guatemala nicht gefährlich sei.

Auf der Touristenkarte sahen wir, dass es im Süden der Stadt noch einige interessante Gebäude haben muss. So nahmen wir ein Taxi dorthin und besuchten diesen Teil. Leider entpuppte sich dies als Fehler und es hatte nicht wirklich etwas Spezielles dort.  So blieb noch genug Zeit, dass dann für Susanne noch ein grosser Wunsch erfüllt werden. Am Vortag sahen wir bei den Einkaufszentren einen IHop. Obwohl dieser nicht viel mehr als ein Fast-Food-Schuppen (hauptsächlich für Pancakes und anderes Frühstück) ist, schmolz sie nur schon beim Anblick fast dahin. Ab in ein Taxi und los geht es zu den Einkaufszentren. Im Taxi fehlte der Radio. Weshalb wohl?? Klar, er wurde gestohlen, was erneut für die „Sicherheit“ in dieser Stadt spricht. Da wir nicht viel Zeit hatten, baten wir den Taxifahrer zu warten, während wir im IHop das Mittagessen einnahmen. Nachdem wir draussen noch einige Fotos von Susanne und ihrem Lieblingsrestaurant schossen, mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig im Hotel zu sein. Mit dem Taxifahrer machten wir ab, dass er in einer Stunde wieder kommen sollte, was für ihn eigentlich ein gutes Geschäft war.

Im Hotel hatten wir genau noch 5 Minuten Zeit, um vor der Check-Out Zeit aus dem Zimmer zu sein. Leider schafften wir es nicht ganz, doch das Hotel nahm es uns gottseidank nicht übel. In der Lobby tranken wir noch kurz etwas, bevor wir draussen aufs Taxi warteten. Tatsächlich kam der Fahrer nicht mehr. Das hätte vor allem Andy ihm nicht zugetraut. Jänu, haben wir ihm wohl vorhin ein wenig zu viel bezahlt, doch die letzte Fahrt zum Flughafen hat er nun halt verpasst. Glücklicherweise hatte es viele Taxis auf der Strasse vor unserem Hotel und so nahmen wir dann ein anderes. Gerade noch rechtzeitig bevor ein Wolkenbruch einsetzte.

Im Flughafen tauschten wir unsere Quetzales gegen Real um und begaben uns dann zum Gate. Dort warteten wir, bevor der erste Flug nach Bogota losging. In Bogota kamen wir sehr knapp an und mussten uns dann beeilen, um den nächsten Flug noch zu erwischen. In letzter Minute klappte es und der nächste Flug brachte uns in der Nacht weiter nach Sao Paulo. WM, wir sind ganz nahe.

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